RöKo 2025 – Studien zum Prostatakrebs-Screening mit MRT

RöKo 2025 Wiesbaden in weißer Schrift mit blauem Hintergrund

Hohe Bildqualität und Expertise der befundenden Radiolog:innen sind Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einsatz der Prostata-MRT als Screeningtool.

Präsentationstag:

29.05.2025

Autor:

mh/ktg

Sprecher:

Matthias Boschheidgen, Universitätsklinikum Düsseldorf

Quelle:

RöKo 2025

PROBASE-Studie – PSA-Screening ab 45 Jahren

Die deutsche multizentrische PROBASE-Studie analysiert den Nutzen eines PSA-basierten Screenings ab einem Alter von 45 Jahren. Personen mit einem PSA-Wert ≥ 3,0 ng/ml bekommen eine multiparametrische (mp) MRT vor einer Biopsie angeboten. 

Die Biopsie erfolgte als Kombination einer MR-targeted Fusionsbiopsie und einer systematischen Biopsie. Die Auswertung der Biopsie erfolgte durch die Pathologie vor Ort und zusätzlich eine Referenzpathologie. Eine Referenzradiologie befundete retrospektiv gemäß PI-RADS.

Wesentliche Ergebnisse

Von 186 Teilnehmern unterzogen sich 114 einer mpMRT und einer Fusionsbiopsie (targeted und systematisch). Die MRT bei Männern ab 45 Jahren unterscheidet sich deutlich von der bei Männern jenseits des 55. Lebensjahres:

  • Die Prostata-MRT jüngerer Männer ist oft schwerer zu interpretieren. Diffuse T2-Veränderungen können in dieser Altersgruppe auch physiologisch sein. Tendenziell führt das zu vermehrten PI-RADS-3-Einstufungen.
  • Der Stellenwert von PI-RADS ist in dieser Altersgruppe limitiert – entscheidend sind die MRT-Expertise der Befundenden und eine hohe Bildqualität.
  • PI-RADS 4 ist ein sinnvoller Grenzwert für den Einsatz der Biopsie. Die mpMRT könnte dann 68% (78/114) der negativen Biopsien vermeiden helfen und die Detektion nicht-signifikanter Tumoren um 71% reduzieren.

PROKOMB-Studie – MRT-basiertes Screening in der ambulanten Versogung

An der PROKOMB-Studie (Prostata – Kooperatives MRT-Projekt Berlin) haben sich 54 niedergelassene Praxen in Berlin beteiligt. Zentrale Fragestellungen:

  • Ist es sicher, bei klinischem Verdacht auf ein Prostatakarzinom nach negativer MRT auf eine Biopsie zu verzichten?
  • Ist die MRT in der ambulanten Versorgung machbar?

Wesentliche Ergebnisse

  • Bei 86% der Männer mit negativer MRT wurde auf eine Biopsie verzichtet – die Akzeptanz unter den Teilnehmern und den Urolog:innen war hoch.
  • Die Teilnehmer machten gut mit – 84% von ihnen schlossen das Follow-Up über einen Zeitraum von drei Jahren vollständig ab.
  • 15% der Teilnehmer erhielten ein Follow-Up-MRT 

Wesentliche Schlussfolgerungen

  • Die MRT-basierte Entscheidungsfindung ist aus onkologischer Sicht sicher.
  • Der vorgeschlagene MRT-Pathway für die ambulante Versorgung ist machbar, ohne dass es zu einem nicht vertretbaren Anstieg weiterführender Diagnostik kommt.
  • Die mpMRT ermöglicht gezielte Biopsien mit hohen Detektionsraten klinisch signifikanter Tumoren.
  • Hohe Bildqualität und Erfahrenheit der befundenden Radiolog:innen sind eine entscheidende Voraussetzung.
  • Es braucht eine risikoangepasste Entscheidungsfindung, um die Effizienz und Genauigkeit des MRT-Pathways zu verbessern.

ReIMAGINE-Studie – PSA-unabhängiges MRT-Screening 

Der englische ReIMAGINE-Trial ist die erste groß angelegte Studie, die die MRT als primäres Screening untersucht – also unabhängig vom PSA-Wert. Teilnehmer sind Männer zwischen 50 und 75 Jahren ohne vorheriges Prostatakarzinom. Die Rekrutierungsphase  ist inzwischen abgeschlossen.

Die Befundung der Screening-MRT erfolgt nach einem verkürzten Modus. Auf Grund von nur zwei Parametern wird entschieden, ob eine umfassendere MRT-Bildgebung erfolgen soll: 

  • T2w-Bildgebung
  • DWI mit hohem b-Wert (2000 s/mm2

Wesentliche Schlussfolgerungen

  • „Die Ergebnisse sind viel versprechend“, so Boschheidgen. ReIMAGINE habe das Potenzial, „das derzeitige PSA-basierte Screening-Modell zu revolutionieren.“
  • Die Studie schafft die Grundlagen für ein risikoangepasstes, nicht-invasives Screening-Programm.

TRANSFORM-Studie – Randomisiert MRT oder PSA

In der Londoner TRANSFORM-Studie identifizierten Hausarztpraxen Männer im Alter von 50 bis 75 Jahren und wählten sie randomisiert für eine Einladung zu einer MRT- und PSA-Untersuchung aus. Männern mit positiver MRT oder erhöhter PSA-Dichte (≥ 0,12 ng/ml) wurde eine weiterführende Standarduntersuchung auf Prostatakrebs empfohlen.

Wesentliche Ergebnisse

  • 16% der Männer (48/303) hatten ein positives MRT-Screening.
  • Weitere 5% der Männer (16/303) hatten ausschließlich eine erhöhte PSA-Dichte.
  • Nach der weiterführenden Untersuchung wurde bei 29 Männern (9,6%) ein klinisch signifikantes Prostatakarzinom und bei 3 Männern (1%) ein klinisch nicht signifikanter Tumor diagnostiziert.
  • Zwei Drittel der Teilnehmer mit einem positiven MRT-Befund und mehr als die Hälfte der Teilnehmer mit einer klinisch signifikanten Erkrankung hatten einen PSA-Wert <3 ng/ml.

Wesentliche Schlussfolgerung – Relevanz der Studie

  • Unabhängig vom PSA-Wert kann die Prostata-MRT einen Wert für die Vorsorgeuntersuchung haben. Die Ergebnisse der Studie ermöglichen es, den Einsatz der MRT als primäres Screeningtool zu modellieren.

GÖTEBORG-Studie – Systematische vs. Targeted Biopsie

Männern im Alter zwischen 50 und 60 Jahren mit regelmäßigem Screening ihres PSA-Wertes wurde bei PSA ≥ 3 ng/ml eine MRT der Prostata angeboten. Wurde aufgrund der MRT eine Biopsie durchgeführt, erfolgte dies bei einem Drittel als systematische und bei zwei Dritteln als targeted Biopsie. 

Wesentliche Ergebnisse

  • Insgesamt erhielten 66 der 11.986 Teilnehmer mit targeted Biopsie (0,6 %) die Diagnose eines klinisch nicht signifikanten Prostatakarzinoms, verglichen mit 72 von 5994 Teilnehmern (1,2 %) in der Gruppe mit systematischer Biopsie.
  • Der Verzicht auf systematische Biopsien zugunsten von MRT-targeted Biopsien zur Früherkennung bei Männern mit erhöhtem PSA-Wert reduzierte das Risiko einer Überdiagnose um die Hälfte.
  • Im Gegenzug verzögerte sich jedoch bei einem kleinen Teil der Patienten die Erkennung von Tumoren mit mittlerem Risiko.

ProFam-Risk-Studie – Familiäres oder genetisches Risiko

Die ProFam-Risk-Studie untersuchte gesunde Männer mit familiär oder genetisch erhöhtem Risiko für ein Prostatakarzinom. Grundlage waren Daten zu Inzidenz, Mortalität und Überlebensrate aus einem großen US-amerikanischen Register.

Wesentliche Ergebnisse

  • 80% der detektierten Karzinome waren lokal begrenzt.
  • Bei jungen Männern mit Metastasen (etwa 10%) war das Staging häufig nicht korrekt.
  • Fortgeschrittene Karzinome zeigen bei jungen Männern deutlich schlechteres Überleben.

    • 1
      Boschheidgen M et al. Multiparametric Magnetic Resonance Imaging in Prostate Cancer Screening at the Age of 45 Years: Results from the First Screening Round of the PROBASE Trial. Eur Urol. 2024 Feb;85(2):105-111.
    • 2
      Kang HC et al. Accuracy of Prostate Magnetic Resonance Imaging: Reader Experience Matters. Eur Urol Open Sci. 2021 May;27:53-60. doi: 10.1016/j.euros.2021.03.004.
    • 3
      Baur ADJ et al. A prospective study investigating the impact of multiparametric MRI in biopsy-naïve patients with clinically suspected prostate cancer: The PROKOMB study. Contemp Clin Trials. 2017 May;56:46-51
    • 4
      Marsden T et al., ReIMAGINE Study Group. ReIMAGINE Prostate Cancer Screening Study: protocol for a single-centre feasibility study inviting men for prostate cancer screening using MRI. BMJ Open. 2021 Sep 30;11(9):e048144
    • 5
      Moore CM et al. Prevalence of MRI lesions in men responding to a GP-led invitation for a prostate health check: a prospective cohort study: BMJ Oncology 2023;2:e000057
    • 6
      Hugosson J et al; GÖTEBORG-2 Trial Investigators. Prostate Cancer Screening with PSA and MRI Followed by Targeted Biopsy Only. N Engl J Med. 2022 Dec 8;387(23):2126-2137
    • 7
      Bleyer A et al. Prostate cancer in young men: An emerging young adult and older adolescent challenge. Cancer. 2020 Jan 1;126(1):46-57