MRT-Bildgebung der zirrhotischen Leber

| 08.11.2023 |
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| Radiographics. 2023;43(9):e230043 |
| Imaging Findings in Cirrhotic Liver: Pearls and Pitfalls for Diagnosis of Focal Benign and Malignant Lesions. |
| Liu X et al. |
Xiaoyang Liu, University of Toronto, Kanada, und Kolleg:innen US-amerikanischer Einrichtungen diskutieren typische und atypische Bildgebungsmerkmale benigner und maligner Leberläsionen in der zirrhotischen Leber. Ihr Beitrag diente als Fortbildungsmaterial auf dem RSNA 2022. Die folgende Zusammenfassung konzentriert sich auf die kontrastverstärkte MRT und die Besonderheiten, die Radiolog:innen bei der Befundung beachten sollten.
Atypische Bildgebungsmerkmale des HCC
Maligne, Nicht-HCC Leberläsionen
Die Bildgebungsmerkmale
Cholangiokarzinome und Metastasen zeigen einen schnell einsetzenden (innerhalb von 60 Sekunden) und stark hypointensen (innerhalb von zwei Minuten) Wash-out. Ein HCC zeigt in aller Regel einen verzögerten (nach 60 Sekunden) und gering hypointensen Wash-out.
Benigne Läsionen mit malignem Erscheinungsbild
Die fokale noduläre Hyperplasie (FNH) und das Hämangiom sind Beispiele für gutartige Läsionen, die in der zirrhotischen Leber fälschlicherweise als maligne diagnostiziert werden können. Das benigne Hämangiom ist mit einer Inzidenz von ca. 1,8% in zirrhotischen Lebern eher selten; in nicht-zirrhotischen Lebern liegt die Inzidenz zwischen 2,5-5%.
Eine fortgeschrittene hepatische Fibrose (confluent hepatic fibrosis, CHF) kann Bildgebungsmerkmale eines Cholangiokarzinoms zeigen. Zu den gemeinsamen Merkmalen gehören eine leichte bis mäßige T2-Hyperintensität, eine Kapselretraktion und eine fehlende Anreicherung in der hepatobiliären Phase. Typisch für die fortgeschrittene hepatische Fibrose ist ihre Lokalisation im anterioren oder medialen Segment eines Leberlappens.
Tipps für die MRT-Bildgebung
MRT-Protokoll
Als Ergänzungen zur nativen und kontrastverstärkten T1- und T2-gewichteten Bildgebung und In-Phase- sowie Out-Phase-Sequenzen empfehlen Liu et al. die hepatobiliäre Phase und die DWI. Dies ist sinnvoll für die HCC-Diagnostik und die Differenzierung zwischen benignen und malignen Läsionen.
Bildauswertung
Zur Befundung empfehlen sich Subtraktionsbilder. So können Radiolog:innen zwischen der realen Kontrastmittelanreicherung und intrinsischer T1-Hyperintensität unterscheiden.
Beurteilung von Läsionen mit hepatospezifischem Kontrastmittel
Pseudo-Washout
In zirrhotischen Lebern ist die Hepatozytenfunktion eingeschränkt. Bei Gabe hepatospezifischer Kontrastmittel kann das den Übergang zur portalvenösen Phase verlängern. Eine in der Übergangsphase vermeintlich hypointense Läsion erscheint dann nur hypointens, weil das angrenzende Leberparenchym relativ hyperintens ist. Das ist also kein echter Washout. Die Übergangsphase ist zwei bis fünf Minuten nach Kontrastmittelinjektion erreicht.
Hepatobiliäre Phase
Einige Faktoren reduzieren die Anreicherung im Parenchym auch in der hepatobiliären Phase: eine verminderte Leberzellfunktion, Fibrose und/oder portosystemische Shunts. Das ist ungünstig für die Detektion und Charakterisierung von Läsionen. Für eine Beurteilung sollte die Signalintensität des Leberparenchyms höher sein als in der Pfortader und der Niere.
Artefakt durch dielektrischen Effekt
Bei zirrhotischen Patienten mit Aszites können inhomogene Signalprofile (dielektrischer Effekt) auftreten, die Radiolog:innen als dunkle Stellen in der Bildmitte wahrnehmen. Beobachtet wird dies häufiger bei 3T-Geräten als bei 1,5T-Geräten. Abschwächen lässt sich dieser Effekt durch Verwenden eines 1,5T-Gerätes, durch dielektrische Pads oder indem die Aufnahme nach einer Parazentese erfolgen.
Fazit
Radiolog:innen müssen mit den besonderen Bildgebungsmerkmalen verschiedener Läsionen in zirrhotischen Lebern vertraut sein, um Läsionen korrekt beurteilen zu können.
biho/ktg
08.11.2023