RöKo 2025 – Quantitative Koronarplaque-Analyse

RöKo 2025 Wiesbaden in weißer Schrift mit blauem Hintergrund

Radiolog:innen sollten die quantitative Koronarplaque-Analyse als integralen Bestandteil der CCTA-Befundung betrachten. Bei Patient:innen mit vermuteter oder erwiesener KHK verbessert sie die Risikostratifizierung und erlaubt die frühzeitige Identifikation vulnerabler Plaques.

Präsentationstag:

28.05.2025

Autor:

mh/ktg

Sprecher:

Federico Biavati, Charité Universitätsmedizin Berlin

Quelle:

RöKo 2025

Fazit – Klinischer Nutzen der quantitative Koronarplaque-Analyse

Die quantitative Koronarplaque-Analyse (QPA) verbessert die Risikostratifizierung und erlaubt die frühzeitige Identifikation vulnerabler Plaques. Dies erlaubt eine bessere personalisierte Therapieentscheidung für Patient:innen mit Verdacht auf oder mit erwiesener KHK. 

Den wissenschaftlichen Hintergrund dazu diskutierte Federico Biavati, Charité Universitätsmedizin Berlin.

 

Hintergrund: Warum quantitative Koronarplaque-Analyse?

Bei Patient:innen mit stabiler Angina pectoris sollte die koronare CT-Angiographie (CCTA) als First-Line-Methode eingesetzt werden. Das haben große randomisierte Studien wie SCOT-HEART oder DISCHARGE gezeigt.

SCOT-HEART-Studie

Die randomisierte Studie mit mehr als 4.000 Patient:innen hat gezeigt: Wird die CCTA in die Diagnostik eingebunden, kommt es zu signifikant weniger schwerwiegenden kardialen Ereignisse (MACE = major adverse cardiac events) als bei der Standardversorgung ohne CCTA. Eine ganz neue Follow-Up-Studie zeigt: Dieser Effekt ist auch nach zehn Jahren noch darstellbar.

DISCHARGE – www.dischargetrial.eu 

Die randomisierte Studie mit mehr als 3.500 Patient:innen zeigte: Zwischen der CT-Gruppe und der ICA-Gruppe gab es keinen signifikanten Unterschied beim primären Outcome MACE.

Bei stabiler KHK bringt eine invasive Strategie keinen Vorteil. Das zeigte die internationale ISCHEMIA-Studie mit mehr als 5.000 Patient:innen mit stabiler KHK.

Die QPA mittels CCTA ermöglicht die präzise Messung von Plaquevolumen, Plaquezusammensetzung und Plaqueverteilung.

 

Zweites QCI-Konsensus-Statement der QCI Study Group

Das zweite Internationale Meeting „Quantitative Cardiovascular Imaging“ (QCI) fand im September 2022 statt. Die beteiligten Expert:innen gaben einhellig folgende Empfehlungen:

  • Bei intermediärem KHK-Risiko (Prätest-Wahrscheinlichkeit) sollte die CCTA bevorzugt eingesetzt werden.
  • Die QPA-Protokolle sollten standardisiert werden.
  • Die QPA sollte Teil des klinischen Entscheidungsprozesses werden.
  • KI-gestützte Analysen können die Reproduzierbarkeit der QPA verbessern.
  • Radiolog:innen sollten die QPA als integralen Bestandteil der CCTA-Befundung betrachten.

 

Drittes QCI-Konsensus-Statement (paper accepted)

Das dritte QCI-Konsensus-Statement wurde erst kürzlich von Nature Reviews Cardiology akzeptiert, so Federico Biavati, Charité Universitätsmedizin Berlin. Es enthält unter anderem diese beiden Empfehlungen:

  • Das Plaque-Gesamtvolumen sollte leitendes Element bei der Therapieentscheidung sein.
  • Jede koronare Plaque sollte mit Statinen therapiert werden. Dabei sollte die Dosierung ab der 70. Perzentile höher ausfallen. Davon erwartet man eine verbesserte Prävention für diejenigen Patient:innen, die trotz niedrigen LDLs ein erhöhtes Risiko haben.

 

Einsatz von KI beschleunigt enorm

Der Einsatz von KI ist in der Lage, den Zeitaufwand für die QPA von mehr als einer Stunde auf wenige Minuten zu reduzieren. Gleichzeitig kann KI die Reproduzierbarkeit der QPA verbessern, so das Statement der QCI Study Group in ihrer Roadmap von 2024.

Biaviati und Kolleg:innen an der Charité nutzen die Software AutoPlaque, aber es gibt eine Reihe weiterer Anbieter, wie er betonte. Im letzten Konsensus-Statement werden acht davon systematisch verglichen.

 

Praktische Umsetzung in der Radiologie

Technische Anforderungen sind ein hochauflösender Scanner mit mindestens 64 Zeilen und eine spezielle Software für die semiautomatische Plaque-Quantifizierung.

Folgende Angaben werden für den Befundbericht empfohlen:

  • Gesamt-Plaquevolumen
  • Plaquetyp: kalzifiziert ja/nein, Anteil von Low-Attenuation Plaque)
  • Plaqueklassifikation: vulnerabel ja/nein

 

Klinischer Nutzen der quantitativen Koronarplaque-Analyse

Die quantitative Koronarplaque-Analyse 

  • könnte die Primärprävention verbessern, denn sie kann Patient:innen mit niedrigem LDL, aber mit Atherosklerose identifizieren
  • erlaubt personalisierte Therapien, denn sie ermöglicht die Eskalation in Abhängigkeit von bestimmten Plaquelast-Schwellenwerten
  • ist relevant für den Outcome, denn die CCTA-basierte Prävention reduziert schwerwiegende kardiale Ereignisse nachhaltig.

 

Zusammenfassung

  • Die quantitative CCTA-basierte Koronarplaque-Analyse ist prädiktiver als der Stenosegrad allein.
  • Radiolog:innen sollten die QPA systematisch und standardisiert mit in den Befund aufnehmen.
  • KI wird zur Beschleunigung und Standardisierung der QPA beitragen.

    • 1
      Newby et al. Coronary CT Angiography and 5-Year Risk of Myocardial Infarction. N Engl J Med 2018;379(10):924-33.
    • 2
      Williams MC et al. on behalf of the SCOT-HEART Investigators. Coronary CT angiography-guided management of patients with stable chest pain: 10-year outcomes from the SCOT- HEART randomised controlled trial in Scotland. The Lancet 2025;405:329-37.
    • 3
      DISCHARGE Trial Group; Maurovich-Horvat P et al. CT or Invasive Coronary Angiography in Stable Chest Pain. N Engl J Med. 2022 Apr.
    • 4
      Maron DJ et al.; ISCHEMIA Research Group. Initial Invasive or Conservative Strategy for Stable Coronary Disease. N Engl J Med. 2020 Apr 9;382(15):1395-1407.
    • 5
      Mézquita AJV et al. Clinical quantitative coronary artery stenosis and coronary atherosclerosis imaging: a Consensus Statement from the Quantitative Cardiovascular Imaging Study Group. Nat Rev Cardiol. 2023 Oct;20(10):696-714
    • 6
      Föllmer B et al. Roadmap on the use of artificial intelligence for imaging of vulnerable atherosclerotic plaque in coronary arteries. Nat Rev Cardiol. 2024 Jan;21(1):51-64.