RSNA 2024 – Prostatakrebs: Verkürzte MRT-Protokolle für Diagnose und Screening?

Verkürzte, biparametrische MRT-Protokolle detektieren Prostatakrebs ähnlich gut wie vollständige multiparametrische MRT-Protokolle, sind jedoch zu Recht noch nicht etabliert. Laufende Studien werden zeigen, ob sich die verkürzten Protokolle für das Screening eignen.
Präsentationstag: | 02.12.2024 |
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Autor: | biho/ktg |
Sprecher: | Sadhna Verma, University of Cincinnati, VAMC |
Quelle: | RSNA 2024 |
Hintergrund
Die multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRI), eine Kombination aus T2-gewichteter Bildgebung, diffusionsgewichteter Bildgebung (DWI) und dynamischer kontrastverstärkter Bildgebung (DCE), hilft unnötige Biopsien zu vermeiden. Das haben viele Studien bereits gezeigt (u.a. PROMIS, PRECISION).
Diagnostik: Studienlage bpMRT vs. mpMRT
Derzeit stehen verkürzte Protokolle im Fokus. Die Studienlage ist mehr als ausreichend: verkürzte, biparametrische Protokolle nutzen nur T2-gewichtete Bildgebung und DWI. Sie liefern eine ähnliche hohe Spezifität und Sensitivität wie mpMRT. Sadhna Verma, University of Cincinnati, VAMC, stellte jedoch fest, dass in der Mehrheit der Studien eine Biopsie-Entscheidung trotzdem auf den Ergebnissen der kontrastverstärkten mpMRT fußt – nicht auf der Interpretation der bpMRT-Bilder. Zudem wurden Bilder schlechterer Bildqualität aus den Studien ausgeschlossen. Dies war auch der Fall bei der letzten groß angelegten Studie zum Vergleich von bpMRT und mpMRT (PI-CAI Consortium, 2024). „Das offensichtliche Problem bleibt die Studienqualität“, sagte Verma.
Screening: Studienlage bpMRT vs. mpMRT
Beim Screening von Männern mit auffälligem PSA-Wert sind sich zumindest Europa und Großbritannien einig: MRT-Protokolle sollten eine Rolle spielen.
Verma listete zehn Studien auf, die die Eignung der MRT als Screening-Instrument untersuchen, darunter PROBASE in Deutschland. Die noch laufende Studie PRIME in Großbritannien liefert bereits Hinweise darauf, wie gut verkürzte Protokolle im Screening funktionieren. Erste Ergebnisse zeigen: verkürzte Protokolle schneiden im Vergleich gut ab, sind aber schwieriger zu interpretieren. „Eine hohe Expertise ist vonnöten“, sagte Verma. Gleichzeitig sind die Ergebnisse von Prostatauntersuchungen jüngerer Männer schwieriger zu lesen.
Überwachung: Studienlage
Im Bereich Überwachung gibt es hingegen weniger Studienergebnisse. Zwei Meta-Analysen bescheinigen der MRT keine gute Performance bei der Überwachung von Prostatakrebserkankungen. Sie kann die Biopsie nicht ersetzen. (Hettiarachchi 2021, Rajwa 2021)
Fokale Therapie
„Ohne Kontrastmittel geht es nicht“, sagte Verma. Beide vorgeschlagenen standardisierten Befundungssysteme – PI-FAB und TARGET – beruhen auf kontrastmittelgestützter MRT (Giganti 2023, Light 2024).
Fazit
Die multiparametrische MRT (mpMRT) bleibt der Goldstandard für die Bildgebung bei der Diagnose, Überwachung und fokalen Therapie des Prostatakarzinoms. Hier zeigen verkürzte, biparametrische (bpMRT)-Protokolle ohne Kontrastmittelgabe keine überzeugende Evidenz. Die bpMRT könnte jedoch für das Screening eine Rolle spielen.