RSNA 2024 – Neue Anwendungen für die MRT mit hepatobiliärem Kontrastmittel

RSNA 2024 – Neue Anwendungen für die MRT mit hepatobiliärem Kontrastmittel

Die MRT mit leberspezifischem Kontrastmittel lässt sich auch als prognostischer Biomarker einsetzen.

Präsentationstag:

03.12.2024

Autor:

mh/ktg

Sprecher:

Sandra Baleato-González, Santiago di Compostela, Spanien

Quelle:

RSNA 2024 – Session W3-RCP23G

Wichtigste klinische Einsatzbereiche

Die wichtigsten klinischen Einsatzbereiche hepatobiliärer Kontrastmittel sind

  • die Detektion und Charakterisierung fokaler Leberläsionen,
  • die Therapieplanung bei Lebermetastasen,
  • die Beurteilung von Leberlebendspenden und von Transplantat-Komplikationen.

Tatsächlich lasse sich aber noch deutlich mehr rausholen aus der MRT mit hepatobiliärem Kontrastmittel, so Baleato-González, Santiago di Compostela, Spanien.

 

„Advanced Applications“ der MRT mit hepatobiliärem Kontrastmittel

Beurteilung der Leberfunktion

Hepatobiliäres Kontrastmittel ermöglicht die nicht-invasive Beurteilung der Leberfunktion (Poetter-Lang 2020). Kennzeichen für eine eingeschränkte Leberfunktion sind

  • die reduzierte oder gar nicht vorhandene Aufnahme des Kontrastmittels in die Hepatozyten
  • die verzögerte oder nicht feststellbare biliäre Exkretion des hepatobiliären Kontrastmittels

Ein fleckiges Enhancement ist der visuelle Ausdruck der reduzierten Leberfunktion bei fortgeschrittener chronischer Lebererkrankung mit Zirrhose.

Für die qualitative Beurteilung der Leberfunktion gibt es den „functional liver index score“ (FLIS). Er korreliert stark mit der Leberfunktion und hilft bei der Child-Pugh-Klassifikation. Außerdem hilft er den Bedarf für eine Transplantation und das Transplantatüberleben vorherzusagen (Bastati 2020).

Der quantitativen Beurteilung der Leberfunktion dient das „relative Leber-Enhancement“ (RLE). Dieser Ansatz erlaubt die Unterscheidung zwischen zwei Subgruppen der nicht-alkoholischen Fettleber (NAFLD), einfacher Steatose und nicht-alkoholischer Steatohepatitis (NASH). Außerdem hilft das relative Leber-Enhancement den Grad einer Fibrose bzw. Zirrhose zu beurteilen und das Risiko für ein Leberversagen einzuschätzen, wenn eine größere Resektion geplant ist (Bastati 2016).

Prognostische Biomarker von Lebermetastasen

Bei Patient:innen mit Kolorektalkarzinom spricht die Kombination von frühem peritumoralem Enhancement, verringerter PV-Aufnahme und biliärer Dilatation für ein signifikant schlechteres Gesamtüberleben.

Auch das Muster der Kontrastmittelaufnahme in die Lebermetastasen eines Kolorektalkarzinoms trägt zur Vorhersage des Gesamtüberlebens bei. Heterogene hypointense Läsionen in der hepatobiliären Phase gehen mit einem geringeren Gesamtüberleben einher.

Peritumorale Biomarker des Hepatozellulären Karzinoms (HCC)

Beim HCC gilt es die peritumoralen Befunde mit zu erfassen, betonte Baleato-González. Eine Kombination von frühem peritumoralen Enhancement und peritumoraler Hypointensität in der hepatobiliären Phase eignet sich als Prädiktor

  • für die mikrovaskuläre Invasion eines HCC, und
  • für ein früheres Rezidivieren des HCC (Chou 2019).

Biomarker für biliäre Erkrankungen

Bei diffusen Erkrankungen wie der primär sklerosierenden Cholangitis lässt sich das relative Leber-Enhancement in der hepatobiliären Phase als prognostischer Marker nutzen, so Baleato-González.

 

Neue Tools für die MRT mit hepatobiliärem Kontrastmittel

Relaxometrie (T1, T2, T2* Mapping)

Das T1-Mapping basierend auf der MRT mit hepatobiliärem Kontrastmittel ist das bislang präferierte Verfahren zur Beurteilung der Leberfunktion. Allerdings kann es schwierig sein, stabile T1-Werte zu erhalten. Daher nimmt das Interesse am T2*-Mapping zu, so Baleato-González.

Analyse der Textur

Die Texturanalyse bewertet die Verteilung der Signalintensitäten auf Pixel-Ebene innerhalb eines Volume of Interest (VOI). „Ein interessantes Tool zur Unterscheidung zwischen FNH von Adenom einerseits, und zwischen dysplastischen Knoten und kleinen HCC andererseits“, so Baleato-González.

Volumetrie

Die Volumetrie dient der präoperativen Beurteilung der Leber. Baleato-González empfahl dafür die Daten der hepatobiliären Phase zu nutzen.

 

Hintergrund zur Veranstaltung beim RSNA 2024

RadioGraphics hatte die Autor:innen von vier herausragenden wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum RSNA 2024 geladen, um ihre Arbeiten dort einem größeren Publikum vorzustellen – darunter auch Sandra Baleato-González mit ihrer Arbeit zu fortgeschrittenen Anwendungen der Leber-MRT mit hepatobiliärem Kontrastmittel.


    • 1
      Poetter-Lang S et al. Quantification of liver function using gadoxetic acid-enhanced MRI. Abdom Radiol (NY). 2020 Nov;45(11):3532-3544.
    • 2
      Bastati N et al. Does the Functional Liver Imaging Score Derived from Gadoxetic Acid-enhanced MRI Predict Outcomes in Chronic Liver Disease? Radiology 2020 Jan;294(1):98-107.
    • 3
      Bastati N et al. Assessment of Orthotopic Liver Transplant Graft Survival on Gadoxetic Acid-Enhanced Magnetic Resonance Imaging Using Qualitative and Quantitative Parameters. Invest Radiol 2016 Nov;51(11):728-734.
    • 4
      Chou YC et al. Gadoxetic acid-enhanced magnetic resonance imaging can predict the pathologic stage of solitary hepatocellular carcinoma. World J Gastroenterol 2019 Jun 7;25(21):2636-2649.
    • 5
      Baleato-González S et al. Current and Advanced Applications of Gadoxetic Acid-enhanced MRI in Hepatobiliary Disorders. Radiographics. 2023 Apr;43(4):e220087.