ECR 2025 – EU in den Startlöchern für strukturiertes Lungenkrebs-Screening

Unter dem Label SOLACE bereiten europäische Fachleute ein EU-weites Screeningprogramm zur Lungenkrebs-Früherkennung vor.
Präsentationstag: | 01.03.2025 |
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Autor: | mh/ktg |
Sprecher: | Joanna Chorostowska-Wynimko, Warschau; Jens Vogel-Claussen, Hannover; Miroslav Samarzija, Zagreb (ECR 24) |
Quelle: | ECR 2025 |
SOLACE (Strengthening the Screening of Lung Cancer in Europe) ist ein EU-gefördertes Projekt. Ausgehend von der inzwischen gut belegten Prämisse, dass die frühe Erkennung von Lungenkarzinomen die Sterblichkeit verringert, sind die Ziele von SOLACE:
- die Qualität der Lungenkrebs-Früherkennung in Europa zu verbessern
- strukturierte Screeningprogramme mittels Niedrigdosis-CT zur Lungenkrebs-Früherkennung in den EU-Staaten zu etablieren
Aktueller Stand von SOLACE
37 Partner aus 15 EU-Staaten sind aktuell – März 2025 – an dem Projekt beteiligt, berichtete Joanna Chorostowska-Wynimko, Warschau. Weitere Staaten befinden sich in der Vorbereitungsphase. Derzeit laufen in elf Ländern 13 Pilotstudien.
Im Vordergrund stehen dabei
- Wissensgewinnung und das Entwickeln von Leitlinien,
- eine Bestandsaufnahme der landesspezifischen Erfordernisse für ein EU-weit auszurollendes Screeningprogramm (z.B. unterschiedliche Einladungsverfahren)
Mehrere Pilotstudien untersuchen derzeit die potenziellen Zielgruppen und ihren möglichen Benefit durch das Screening: Frauen, Menschen mit hohem Risiko (wie Raucher:innen, COPD-Patient:innen oder Krebsüberlebende) und schwer zu erreichende Personen (zum Beispiel Angehörige ethnischer Minderheiten). In elf Staaten laufen bereits Implementierungsstudien.
Kroatien: Rekrutierung ausschließlich über Hausärzte
Als erster EU-Staat hat Kroatien das Lungenkrebs-Screening-Programm bereits 2020 etabliert. Davon berichtete Miroslav Samarzija, Zagreb, bereits beim ECR 2024: Beteiligt sind 20 Zentren in 14 Städten. Die Kosten der Untersuchung werden vollständig vergütet.
Ziel des kroatischen Programms ist es, die Rate der Lungenkrebstoten innerhalb von zehn Jahren um 20 Prozent zu senken. Dazu plant man, die Hälfte der für das Screening in Betracht kommenden Population zur Teilnahme bewegen.
Die Einladung zum Screening erfolgt ausschließlich über die rund 2.000 Hausärzte in Kroatien. „Wir verschicken keine Einladungsbriefe“, so Samarzija. „Auch sonst wird das Programm nirgends beworben. Aber das könnte sich noch ändern.“
Zur Befundung der Low-Dose CT gehört die volumetrische Analyse. Um die hohe Anzahl der Untersuchungen auszuwerten, werden KI-Algorithmen eingesetzt. Erwogen wird sogar die Ausweitung des Lungenkrebs-Screening-Programm auf zwei weitere Indikationen, die mittels Low-Dose CT ebenfalls mit beurteilt werden könnten: COPD und Koronare Herzerkrankung. In Planung ist außerdem eine Studie dazu, in wie weit auch Nichtraucher von einer Screening-Teilnahme profitieren könnten.
Deutschland / HANSE-Studie: Kriterien zur Risikobeurteilung
Die HANSE-Studie lief an drei Standorten in Norddeutschland. Da sie ihr Studienziel erreicht hat, ist sie inzwischen geschlossen. Zur Risikobeurteilung für eine Lungenkrebserkrankung und zum Einschluss von Individuen mit Hochrisiko in die Studie hatte HANSE zwei unterschiedliche Kriterien genutzt:
Die PLCOm2012-Kriterien erwiesen sich dabei als signifikant verlässlicher und effizienter als die NELSON-Kriterien. "Die Einrichtung eines voll vergüteten Screeningprogramms 2026 in Deutschland ist sehr wahrscheinlich", konstatierte Jens Vogel-Claussen, MH Hannover, beim ECR 2025.