ECR 2025 – Pilotprojekte zur umweltschonenden Entsorgung von Kontrastmittel-Ausscheidungen

Ambulant untersuchte Patient:innen sind in hohem Maße zur Kooperation bereit, um weniger ausgeschiedenes Kontrastmittel ins Abwasser gelangen zu lassen. Das kann durch häusliche Nutzung von Urinbeuteln geschehen, oder durch erste Urinausscheidung noch in der Klinik.
Präsentationstag: | 01.03.2025 |
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Autor: | mh/ktg |
Sprecher: | Dekker (Nijmegen), Zanardo (Milano), Janssen (Maastricht) |
Quelle: | ECR 2025 |
Nijmegen – Urinbeutel für ambulant untersuchte Patient:innen
Die Ausscheidung iodhaltigen Kontrastmittels lässt sich bei ambulanten CT-Untersuchungen substanziell reduzieren, wenn den Patient:innen Urinbeutel mitgegeben werden, die im Hausmüll zu entsorgen sind.
Das zeigt eine Pilotstudie am Radboud UMC in Nijmegen, Niederlande. Untersucht wurde die Bereitschaft von Patient:innen, nach einer kontrastmittel-gestützten CT-Untersuchung ihren Urin in einem Urinbeutel aufzufangen.
In die Studie eingeschlossen wurden 672 Erwachsene ab 18 Jahren, die sich ambulant einer elektiven CT unterzogen. Um den Umgang mit dem Urinbeutel zu verstehen, gab es ein Video im Wartebereich, eine persönliche Unterweisung durch Studierende und ein Faltblatt.
Die Entsorgung der vier nachhause mitgegebenen Urinbeutel erfolgte über den privaten Hausmüll. Bei Verbrennung in den lokalen Müllverbrennungsanlagen zerfällt das ausgeschiedene iodhaltige Kontrastmittel in natürlich vorkommendes Iod und Iodsalze. Von diesen Substanzen sind keine umweltbelastenden Effekte bekannt (Ooms 2016).
Akzeptanz 75%
75% der angefragten Patient:innen waren bereit, an der Studie teilzunehmen. 95% von ihnen (n=476) nahmen an der späteren telefonischen Befragung teil. 84% nutzten 3-4 Urinbeutel. Die durchschnittliche Dauer zwischen CT-Untersuchung und letztem Urinbeutelgebrauch betrug 9,46 Stunden.
Maastricht – Nachweislich weniger Rückstände im Abwasser
Einen Schritt weiter gegangen sind Radiolog:innen der Universitätsklinik Maastricht (UMC+) und des regionalen Roermond-Krankenhauses in den Niederlanden. Urinbeutel zum Mitnehmen nachhause bekamen alle Patient:innen, die sich in einem Zeitraum von drei Wochen einer kontrastverstärkten CT oder MRT unterzogen. Die so reduzierten Kontrastmittel-Ausscheidungen über das Abwasser korrelierten die Forschenden mit den in den Klärwerken gemessenen Werten für Rückstände iodhaltiger und Gd-haltiger Kontrastmittel.
Akzeptanz: 65%
Zwei Drittel der Patient:innen nahmen Urinbeutel mit nachhause. Tatsächlich nachverfolgt werden konnte der Gebrauch der Beutel aber nur bei etwa der Hälfte von ihnen (n=558) – also bei einem knappen Drittel der mit Kontrastmittel untersuchten Patient:innen (n=1.805).
Reduktion der KM-Rückstände im Abwasser: 12-20%
Die Reduktion der Kontrastmittel-Rückstände im Abwasser konnte deutlich nachgewiesen werden. Sie lag je nach Klinik und Kontrastmitteltyp bei 12-20%. Der Effekt ließ sich erst ab 10-12 Tagen nach Beginn der Intervention nachweisen.
„Um verlässlichere Aussagen zu treffen, müssten die Messungen im Klärwerk kontinuierlich stattfinden“, so Ben Janssen, UMC+ Maastricht. Auch die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme müsse noch untersucht werden, denn die Urinbeutel seien nicht billig.
Greenwater-Studie Milano – Erste Ausscheidung noch in der Klinik
Moreno Zanardo, Universität Milano, erläuterte die Fragestellungen der Greenwater-Studie:
- Nehmen ambulant untersuchte Patient:innen nach einer kontrastverstärkten Untersuchung noch zusätzliche Wartezeit in der Klinik in Kauf, um dort die erste Urinausscheidung nach der Untersuchung zu erledigen?
- Welchen Beitrag kann die erste Urinausscheidung nach der Untersuchung noch in der Klinik leisten, damit weniger Kontrastmittel-Rückstände ins Abwasser gelangen?
Teilnehmende waren Erwachsene ab 18 Jahren mit einer kontrastverstärkten CT- oder MRT-Untersuchung. Ihnen wurde vorgeschlagen, bis zu einer Stunde nach Kontrastmittelgabe in der Klinik zu warten und ihren ersten Urin in der Klinik aufzufangen. Die KM-Rückstände im aufgefangenen Urin wurden im Labor analysiert und quantifiziert.
Akzeptanz 93%
Zwischen Mitte 2022 und Ende Oktober 2023 machten 422 von 455 angefragten Patient:innen bei der Studie mit. Das entsprach einer Akzeptanz von 93%. Die Hälfte hatte ein Gd-haltiges MR-Kontrastmittel erhalten, die andere Hälfte ein iodhaltiges CT-Kontrastmittel.
Durchschnittlich vergingen 24 Minuten zwischen Untersuchung und erster Urinausscheidung (zwischen 4 und 132 Minuten). Das durchschnittlich ausgeschiedene Volumen betrug 120 ml (Minium 25ml, Maximum 1200 ml).
Die 33 Patient:innen (7%), die zur Teilnahme nicht bereit waren, gaben zumeist Zeitmangel oder fehlendes Interesse an.
Laboranalyse: Substanziell reduzierte KM-Rückstände
Durch das Urinsammeln in der Wartezeit konnte im Mittel 51% des eingesetzten iodhaltigen Kontrastmittels aufgefangen werden sowie 13% der MR-Kontrastmittels.