Umfrage: Erwartungen von Zuweisern an radiologische Befunde

European Journal of Radiology

Zuweisende Ärzt:innen wünschen sich von einem radiologischen Befund öfter ein Festlegen auf eine Diagnose und Empfehlungen für weitere Diagnostik und Follow-Ups. Je nach Fachrichtung haben sie unterschiedliche Präferenzen.

Datum:

03.04.2025

Journal:

European Journal of Radiology, Volume 0, Issue 0, 112068. Online 23 March 2025

Titel:

Rethinking radiology reports: A survey of referring physicians’ perspectives

Autor:

Reschke P et al.
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Fazit

Die Präferenzen zuweisender Ärzt:innen hinsichtlich der radiologischen Befundberichte variieren je nach Fachgebiet. Auf die klinische Bedürfnisse der Zuweisenden sollten Radiolog:innen beim Verfassen der Befunde nach Möglichkeit eingehen. Viele Zuweiser:innen betrachten interdisziplinäre Besprechungen als Möglichkeit, ihr eigenes Verständnis radiologischer Befunde zu vertiefen.

 

Hintergrund

Selbst wenn manche zuweisende Ärzt:innen die angeforderte Bildgebung selbst beurteilen können, bietet ihnen ein präziser und ausführlicher radiologischer Befundbericht einen erheblichen Mehrwert.

Radiologische Befunde werden üblicherweise mit Spracherkennung als Freitext diktiert. Dementsprechend variieren Format, Vollständigkeit und Korrektheit der Transkription.

Klarheit und Vollständigkeit radiologischer Befunde sind bei den Zuweiser:innen öfter Anlass zu Unzufriedenheit. Philipp Reschke, Radiologie der Universitätsmedizin Frankfurt am Main, hat mit Kolleg:innen untersucht, wie zuweisende Ärzt:innen Qualität und klinischen Nutzen radiologischen Befunde beurteilen.

 

Methode

  • Anonym durchgeführte Online-Befragung von Juni 2023 bis März 2025
  • Erreicht wurden 258 (von 300 intendierten) in Deutschland praktizierenden Ärzt:innen: 93 Internist:innen, 90 Chirurg:innen und 75 Allgemeinärzt:innen

 

Wesentliche Ergebnisse

Die Zufriedenheit der zuweisenden Ärzt:innen mit der Vollständigkeit der radiologischen Befunde lag im Durchschnitt bei 38,4±24,3 (Skala von -100 bis +100). Unter den befragten Fachrichtungen waren die Chirurg:innen am wenigsten zufrieden.

Für eine strukturierte Befundung mit entsprechenden Templates sprachen sich 43,8% der überweisenden Ärzt:innen aus. Dies waren vor allem Internist:innen und Chirurg:innen. Sie erwarten dadurch eine bessere Lesbarkeit und Nutzerfreundlichkeit.

Zu den am häufigsten vermissten Informationen im Befundbericht gehörten nach Ansicht der befragten Zuweiser:innen

  • das "Festlegen auf eine Diagnose" (39%)
  • "Empfehlungen für weitere Diagnostik oder Kontrolluntersuchungen" (23%)

55% der überweisenden Ärzt:innen – darunter vor allem Chirurg:innen – bevorzugten kurze, prägnante Berichte, 23,3% dagegen ausführliche Berichte.

Interdisziplinäre Fallkonferenzen hält eine große Mehrheit der zuweisenden Ärzt:innen (84,9%) für sinnvoll, um ihr eigenes Verständnis der Befunde zu verbessern. Die Autor:innen der Studie erwähnen den zusätzlichen Aufwand und Kosten für solche Fallkonferenzen; sie gehen aber davon aus, dass der klinische Benefit diesen Aufwand rechtfertigen dürfte.

mh/ktg
03.04.2025