Erkrankungen
Periphere arterielle Verschlusserkrankung
Periphere arterielle Verschlusserkrankung
Bei der peripheren arteriellen Verschlusserkrankung (pAVK) handelt es sich um eine chronische Erkrankung der Blutgefäße in den Extremitäten, in aller Regel in den Beinen. Ursache ist im Allgemeinen eine Arteriosklerose, also eine Arterienverkalkung oder Gefäßverkalkung, wie der Volksmund sagt. Es kommt dabei zu Ablagerungen im Gefäßbett, wodurch sich das betroffene Blutgefäß einengt und der Blutfluss eingeschränkt wird.
Es resultieren Durchblutungsstörungen, die den Patienten mit dem Fortschreiten der Gefäßveränderungen zunehmend Beschwerden machen.
Oft sind bei Menschen mit pAVK nicht nur die Arterien der Beine verengt, sondern gleichzeitig die herz- und hirnversorgenden Arterien. Das erklärt, warum die Patienten nicht nur Beschwerden beim Gehen haben, sondern auch ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall aufweisen.
Blutgerinnung – Medaille mit zwei Seiten
Thromben bilden sich, wenn das Blut „gerinnt“. Dabei kommt es zu einer Verklumpung von Blutplättchen (Thrombozyten). Die Blutgerinnung ist ein natürlicher und wichtiger Schutzmechanismus des Körpers, der diesen bei Verletzungen vor Blutverlust bewahren soll. Das Zusammenspiel verschiedener Faktoren im Blut lässt in einem solchen Fall das Blut im Bereich der Wunde gerinnen. Es bildet sich ein Pfropf, der die Wunde verschließt und damit Blutungen Einhalt gebietet.
Allerdings ist die Blutgerinnung ein zweischneidiges Schwert: So segensreich sie ist, um bei Verletzungen Blutungen zu stoppen, so gefährlich ist sie, wenn der Prozess innerhalb des Herzens und des Blutgefäßsystems zur Bildung eines Blutgerinnsels führt. Denn die sich bildenden Thromben können Gefäße erschließen und damit den lebenswichtigen Blutfluss unterbrechen. Die Folgen sind abhängig davon, wo dies geschieht. Bildet sich der Thrombus im Bereich der Herzkranzgefäße sprechen die Mediziner von einem Herzinfarkt. Wird ein Blutgerinnsel zum Beispiel aus den Herzkranzgefäßen mit dem Blut ins Gehirn transportiert und führt dort zu einem Gefäßverschluss, so liegt ein Schlaganfall vor. Bei einer Thrombenbildung im Herzvorhof, die durch ein Vorhofflimmern begünstigt wird, droht ebenfalls ein Schlaganfall.
Bei einer Bildung eines Blutgerinnsels im Bereich der Beinvenen kommt es zu einer Thrombose mit der Gefahr der Entwicklung einer Lungenembolie.
Die Blutgerinnung wird im Körper durch das komplexe Zusammenspiel verschiedener Gerinnungsfaktoren fein gesteuert. Dieses Zusammenspiel der Gerinnungsfaktoren lässt sich allerdings beeinflussen. Damit kann man zwangsläufig auch auf die Neigung zur Thrombusbildung und ebenso auf die Blutungsneigung Einfluss nehmen.
Symptome der pAVK
Durch die Durchblutungsstörung wird das Gewebe um die Blutgefäße herum zeitweise nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Dadurch kommt es bei der pAVK zu Schmerzen beim Gehen, weshalb die Betroffenen nach einer mehr oder weniger kurzen Gehstrecke stehen bleiben müssen, um zu warten, bis der Schmerz wieder abklingt. Das häufige Stehenbleiben erklärt, warum die Erkrankung im Volksmund oft als „Schaufensterkrankheit“ bezeichnet wird.
Je ausgeprägter die Durchblutungsstörung, umso eher macht sich der Versorgungsengpass im Gewebe bemerkbar. Es treten zunächst nur bei körperlicher Belastung Beschwerden insbesondere im Gehen auf, später auch in Ruhe.
Wo Schmerzen auftreten, hängt vor allem davon ab, in welchem Bereich das Gefäß verengt ist. Meist ist das die Region der Wade, die Schmerzen können sich aber auch im Bereich des Oberschenkels, im Gesäß und in der Fußregion entwickeln. Dabei können die Durchblutungsstörungen im Extremfall sogar zum Absterben von Gewebe – meist an den Zehen oder im Bereich der Knöchel und der Ferse – führen und eine Amputation notwendig machen.
Häufigkeit und Vorkommen
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit gehört neben dem Herzinfarkt und dem Schlaganfall zu den häufigsten Folgen der Arteriosklerose. Untersuchungen zeigen, dass bis zu 20 % der Menschen ab einem Alter über 70 Jahren unter einer eingeschränkten arteriellen Durchblutung der Beine leiden.1 Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen und die Erkrankung bleibt zunächst meist unbemerkt. Nur jeder fünfte Patient berichtet von Symptomen. Weltweit leiden schätzungsweise 200 Millionen Menschen unter pAVK, Tendenz steigend.1
Risikofaktoren und Folgen der pAVK
Risikofaktoren der pAVK
Zu den Risikofaktoren, die die Ausbildung einer pAVK fördern, gehören vor allem:
- Rauchen und
- mangelnde körperliche Bewegung.
Solche Faktoren begünstigen die Entwicklung von Erkrankungen, die ihrerseits die Gefahr der Ausbildung einer Arteriosklerose und der pAVK schüren. Hierzu gehören:
- Bluthochdruck,
- Fettstoffwechselstörungen mit zu hohen Cholesterinwerten,
- Fettleibigkeit (Adipositas) und auch
- ein Diabetes mellitus.
Folgen der pAVK
Die Blutgerinnung ist ein natürlicher und wichtiger Schutzmechanismus des Körpers, der diesen bei Verletzungen vor Blutverlust bewahren soll. Das Zusammenspiel verschiedener Faktoren im Blut lässt in einem solchen Fall das Blut im Bereich der Wunde gerinnen. Es bildet sich ein Pfropf, der die Wunde verschließt und damit Blutungen Einhalt gebietet. Allerdings ist die Blutgerinnung ein zweischneidiges Schwert: So segensreich sie ist, um bei Verletzungen Blutungen zu stoppen, so gefährlich ist sie, wenn der Prozess innerhalb des Herzens und des Blutgefäßsystems zum Verschluss eines Blutgefäßes führt und so den lebenswichtigen Blutfluss unterbricht.
Die Folgen sind abhängig davon, wo dies geschieht. Bildet sich der Thrombus im Bereich der Extremitäten, so kann es im Falle der Arterien zu einem lokalen arteriellen Verschluss kommen und im Fall der Venen zu einer Venenthrombose mit dem Risiko einer Lungenembolie. Bei Thromben in den Herzkranzgefäßen sprechen die Mediziner von einem Herzinfarkt. Liegt eine Arteriosklerose z. B. auch in den Gehirn zuführenden Arterien (z. B. Arteria carotis) vor, kann dies zu einem Verschluss des Gefäßes mit der möglichen Folge eines Schlaganfalles führen. Bei einer Thrombenbildung im Herzvorhof, die durch ein Vorhofflimmern begünstigt wird, droht ebenfalls ein Schlaganfall. In all diesen Situationen lässt sich das Risiko der Thrombenbildung durch Gerinnungshemmer, die sogenannten Antikoagulanzien reduzieren, und somit lassen sich Komplikationen vorbeugen.
Diagnose und Therapie
Zur Diagnose der pAVK und einer Einschätzung ihres Schweregrades sind die Anamnese und die körperliche Untersuchung von zentraler Bedeutung. Die Eingangsdiagnostik wird durch eine Ultraschallmessung des arteriellen Blutdruckes am Fußknöchel („Dopplerdrücke“) mit anschließender Berechnung des sogenannten Knöchel-Arm-Index (kurz ABI) vervollständigt.
Die Behandlung der pAVK zielt darauf ab, die Durchblutung zu verbessern, um Beschwerden – etwa beim Gehen – zu lindern, das Risiko von Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall zu reduzieren sowie Amputationen bei fortgeschrittener Erkrankung zu vermeiden.
Behandlung der pAVK
In frühen Krankheitsstadien wird die pAVK üblicherweise mit durchblutungsfördernden Medikamenten behandelt. Ist die Erkrankung schon fortgeschritten, wird meist versucht, die Durchblutung zu verbessern, indem zum Beispiel das betroffene Gefäß mit einem Ballon aufgedehnt wird.
Es kann zugleich eine Metallstütze (Stent) im Gefäß implantiert werden, um die Engstelle offen zu halten und so den Blutfluss zu gewährleisten. Ist das nicht möglich, kann durch operative Eingriffe wie eine Kalkausschälung, eine sogenannte Erweiterungsplastik oder eine Bypass-Operation der Blutfluss wiederhergestellt werden. Welches Verfahren im individuellen Fall zur Anwendung kommt, hängt vom Ausmaß der Erkrankung und von der Lokalisation der Gefäßverengungen ab.
Begleitend hierzu sollten durch eine gesunde Lebensführung Risikofaktoren der pAVK abgebaut werden. Besonders wichtig ist der Nikotinverzicht! Ferner sollte auf eine ausgewogene gesunde Ernährung geachtet werden, auf das Erzielen und Halten von Normalgewicht und auf regelmäßige körperliche Betätigung.
Herzinfarkt und Schlaganfall vorbeugen
Bei der pAVK kann es neben den allgemeinen Beschwerden auch zum Auftreten von Komplikationen außerhalb der Beinarterien kommen. Denn die Arterienverkalkung ist meist nicht auf die Beinarterien begrenzt, sondern entwickelt sich zumeist auch in anderen Körperregionen. Das erklärt das erhöhte Risiko für einen Herzinfarkt und für einen Schlaganfall beim Vorliegen einer pAVK.
Senken lässt sich dieses Risiko durch die Einnahme eines Wirkstoffs, der die Blutgerinnung hemmt (Gerinnungshemmer). Der Mediziner spricht bei dieser Wirkstoffgruppe auch von Antikoagulanzien, also von Wirkstoffen, die die Verklumpung (Koagulation) des Blutes hemmen.
Seit einigen Jahren stehen moderne oral einzunehmende Antikoagulanzien zur Verfügung, die sogenannten NOAK (Nicht-Vitamin-K-abhängige orale Antikoagulanzien), welche einzelne Gerinnungsfaktoren direkt hemmen, wie z. B. den aktivierten Faktor X (Faktor-Xa). Damit wird die Blutgerinnung selbstverständlich nicht gänzlich unterbunden. Die Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln wird jedoch erheblich verringert.
Zusätzlich lässt sich der Verklumpung von Blutplättchen (Thrombozyten) durch einen sogenannten Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure, besser bekannt als ASS oder unter dem Markennamen Aspirin®, entgegenwirken. Durch die kombinierte Einnahme eines Gerinnungshemmers plus ASS kann das Risiko für das Auftreten von schwerwiegenden kardiovaskulären Komplikationen wie Herzinfarkte, Schlaganfälle und kardiovaskulär bedingte Todesfälle und ebenso Amputationen bei einer pAVK statistisch eindeutig gesenkt werden.
Keine übertriebene Angst vor Blutungen
Wer Antikoagulanzien einnimmt sollte wissen, dass die Gerinnungshemmer zwangsläufig die Blutungsneigung verstärken. Das liegt in der Natur der Sache, denn die Gerinnungshemmer werden vom Arzt verordnet, um das Gerinnen des Blutes und damit zugleich die Bildung von Thromben im Gefäßsystem zu hemmen.
Manche Patienten sorgen sich wegen der erhöhten Blutungsneigung und fürchten sogar, im Falle einer Verletzung zu verbluten. Doch mit den Antikoagulanzien wird die Blutgerinnung nicht auf null gesetzt, sondern lediglich verlangsamt. Konkret bedeutet das nicht, dass die Gefahr besteht, bei der kleinsten Verletzung zu verbluten. Man sollte aber wissen, dass das Risiko einer Blutung erhöht ist. Es handelt sich in aller Regel um leichtere Blutungen. So kommt es eher zu einem Hämatom, also zu einem blauen Fleck, wenn man sich stößt. Die Betroffenen entwickeln außerdem leichter Zahnfleischblutungen oder Nasenbluten. Blutungen bei Verletzungen können durchaus etwas stärker sein als ansonsten üblich.
Kommt es doch einmal zu einer Blutung, so wird diese wie üblich behandelt. Bei kleineren Blutungen, also wenn man sich zum Beispiel bei der Küchen- oder der Gartenarbeit leicht verletzt hat, muss man unter Umständen die Wunde etwas stärker oder länger abdrücken. Größere Verletzungen sollten durch den Arzt behandelt werden, wobei es, wie sonst auch, entsprechende Behandlungsmöglichkeiten gibt, um auch stärkere Blutungen zum Stillstand zu bringen.
Referenzen
- Lawall, H. et al., Deutsche Medizinische Wochenschrift 2015; 140: 1798-1802