RöKo 2025 – Neue S3-Leitlinie: Die Soll-Bestimmungen für die Prostata-MRT

Die Konsultationsfassung der neuen S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom hebt den Empfehlungsgrad der MRT der Prostata in Früherkennung, Diagnose und Staging deutlich an.
Präsentationstag: | 28.05.2025 |
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Autor: | biho/ktg |
Sprecher: | Tobias Franiel (Jena) |
Quelle: | RöKo 2025 |
Fazit
Die MRT der Prostata kann unnötige Biopsien vermeiden und klinisch relevante Tumoren spezifischer detektieren. Diesen Studienergebnissen wird in der neuen Leitlinie Rechnung getragen. Mit einer Q2-Zertifizierung für die Prostata-MRT-Befundung sind Radiolog:innen gut beraten, denn noch fehlt es in einigen Bundesländern an ausreichender Verfügbarkeit.
Hintergrund: Konsultationsfassung veröffentlicht
Die Konsultationsfassung der neuen S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom liegt vor. „Wir rechnen im Sommer mit der endgültigen Fassung“, so Tobias Franiel, Universitätsklinikum Jena. Etliche Studienergebnisse mit hohem Evidenzlevel und die Meinungen von 71 Expert:innen flossen in die neue Leitlinie ein. „Im Vergleich zu anderen europäischen Leitlinien ist die deutsche Fassung extrem evidenzbasiert“, sagte Franiel. Er fasste die Neuerungen bezüglich der Rolle der MRT der Prostata zusammen.
Bedeutung der Evidenzlevel und Konsensentscheidungen
Eine 1++ steht für eine starke Evidenz mit qualitativ hochwertige Metaanalysen, systematischen Übersichten von randomizied controlled trials (RCTs), oder RCTs mit sehr geringem Risiko systematischer Fehler (Bias). Eine 4 beschreibt lediglich Expert:innenmeinungen. Mit absteigender Evidenz – 1+, 1-, 2++, 2+, 2-, 3, 4 – sinkt das Studienevidenzlevel. Bis 2+ handelt es sich immer noch um gut durchgeführte Studien, mit unterschiedlich hohen Risiken für systematische Fehler oder Verzerrungen.
Ein A als Empfehlungsgrad kommt durch eine starke Expert:innenmeinung und das Wort „soll“ zum Ausdruck, eine B-Empfehlung ist ein „sollte“, und eine 0 ein „kann“.
Prostata-MRT in der Früherkennung
Mit dem Empfehlungsgrad A – statt B in der vorherigen Fassung – soll jetzt eine MRT der Prostata ab einem PSA-Wert von 3 ng/ml erfolgen. 75 % der Expert:innen stimmten im Konsens dafür. Der Evidenzgrad beträgt 1- und 2+.
Studien zeigten: Die MRT der Prostata mit gezielten Biopsien vermeidet unnötige Biopsien und reduziert die Detektion klinisch unbedeutender Krebsarten.
„Bemerkenswert bei der Meta-Analyse von Fazekas et al. ist außerdem die Biopsie-Adhärenz in der MRT-Gruppe“, sagte Franiel. „Wer nach der MRT eine Empfehlung zur Biopsie bekommen hatte, nahm den Termin mit größerer Wahrscheinlichkeit wahr als jemand, der keine MRT erhalten hatte.“
Prostata-MRT in der Diagnostik
Die MRT der Prostata soll vor einer Biopsie erfolgen, wenn ein erhöhter PSA-Wert ab 3 ng/ml bestätigt wurde. Es gilt der Empfehlungsgrad A mit einem Evidenzgrad von 2++ und 2-.
In der MRT beschriebene PI-RADS 4 und 5 Herde sollen mit 2-3 Zylindern pro Herd gezielt biopsiert werden, PI-RADS 3 Befunde sollen bei niedrigem individuellem Risiko nicht biopsiert werden. PI-RADS 1 und 2 Befunde sollen nicht biopsiert werden. Wenn die systematische Biopsie ohne vorherige MRT negativ ist, soll bei Verdacht auf Krebs eine MRT durchgeführt werden – auch, um überflüssige Re-Biopsien zu vermeiden. Auch hier herrscht starker Konsensus mit dem Empfehlungsgrad A und dem Evidenzlevel 2++.
„Mehrere Studien bestätigen den mit der MRT bestimmten PI-RADS-Score und die PSA-Dichte – dem Verhältnis aus PSA-Wert und Prostatagröße – als Prädikatoren für Malignität,“ ergänzte Franiel.
Prostata-MRT beim Staging
Die Ergebnisse der MRT und der digital-rektalen Untersuchung bestimmen die klinische T-Kategorie (Empfehlungsgrad A, Evidenzlevel 2++)
Q2-Qualifizierung der DRG
Starker Konsens herrscht bei der MRT-Durchführung und -Befundung: Hier soll ein Q2-zertifizierter Radiologe herangezogen werden.
„Die diagnostische Genauigkeit ist maßgeblich beeinflusst durch die Erfahrung des Radiologen – bei der Bildbefundung und bei der Biopsie“, so Franiel. Spezialisierte Radiolog:innen stimmen moderat bis gut bei der PI-RADS-Kategorisierung überein.
Das für die MRT-Befundung notwendige Q2-Spezialzertifikat besitzen in Deutschland einige Radiolog:innen, die Verteilung könnte allerdings besser sein. Im Süden Deutschlands gibt es im Mittel sechs Q2-zertifizierte Radiologen pro eine Million Einwohner. Nach Norden hin nimmt die Dichte bis auf 2,3 pro eine Million Einwohner ab. „Da ist sicherlich noch nicht alles optimal“, so Franiel.