Röko Digital 2025 – Nachhaltigkeit in der Praxis

Die europäische Berichterstattungspflicht zur Nachhaltigkeit kommt, wenn auch zwei Jahre später als gedacht. Zwei Experten berichten über Nachhaltigkeitsprogramme – von der Gerätebeschaffung bis zu effizienten Energiesparmaßnahmen.
Präsentationstag: | 08.05.2025 |
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Autor: | biho/ktg |
Sprecher: | Frank Dzukowski, UKE Hamburg |
Quelle: | RöKo Digital 2025 |
Ab 2027 gilt die Berichterstattungspflicht nach der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive). Die EU-Richtlinie verpflichtet Unternehmen über 1000 Mitarbeitende, standardisiert und umfassend über Nachhaltigkeit zu berichten. Grund genug, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit intensiv zu beschäftigen. Für kommunale Kliniken (auch mit unter 1000 Mitarbeitenden) existieren vereinzelt Berichtspflichten auf Landesebene. In Hamburg gilt seit 2020 der Hamburger Corporate Governance Kodex, wo die Berichtspflicht auf Grundlage des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) gefordert ist. Die Webseite bietet auch kostenlose Unterstützung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung nach CSRD-Richtlinie.
DGMP: Handlungsempfehlungen zur nachhaltigen Beschaffung medizinischer Großgeräte
Die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Physik (DGMP) gibt Kliniken Leistungskriterien an die Hand, anhand derer die Neuanschaffung eines neuen CT- oder MRT-Scanners auf Nachhaltigkeit geprüft werden kann. Noch befindet sich das Verzeichnis im Entwurfsstadium; es kann aber schon als Excel-Tabelle genutzt werden (Webseite DGMP).
Berücksichtigt werden Punkte wie der Anschaffungspreis eines Geräts sowie die Wartungskosten und das gerätebezogene Verbrauchsmaterial bis hin zu Entsorgungskosten. Was kostet beispielsweise das Kühlmittel Helium für ein MRT-Gerät über 10 Jahre? Wie hoch ist der Energieverbrauch im Standby-Modus, wie hoch im ausgeschalteten Zustand? Die Kriterien fragen auch nach Umwelt- oder Nachhaltigkeitszertifikaten und -programmen der Gerätehersteller. Als k.o.-Kriterium gilt beispielsweise die Nicht-Einhaltung des Klimaschutzgesetzes. Der Fragenkatalog legt auch Wert auf Informationen zu Nachhaltigkeit: Gibt es einen Leitfaden für einen nachhaltigen Gebrauch des Gerätes? Wann sollte ich das Gerät besser ausschalten, um Energie zu sparen? Findet ein ins Gerät integriertes Energiemonitoring statt?
Langfristig zahlt sich diese gründliche Vorarbeit aus. „Nachhaltigkeit schlägt sich mittlerweile auch im Preis nieder“, sagte Referent Nils Wegner. „Langfristig sparen Sie nämlich, insbesondere bei den Energiekosten.“ (Heye 2020). Ein Beispiel: Ein CT-Scanner verbraucht pro Jahr durchschnittlich so viel Energie wie fünf 4-Personenhaushalte; ein MRT gar die Energie von 26 4-Personenhaushalten. „Mit intelligentem Ausschalten können Sie da viel erreichen“, so Wegner.
„Sprechen Sie sich mit Medizintechnik und dem Einkauf ab“, riet Wegner. „Und seien Sie darauf vorbereitet, dass Sie manche Geräteinformationen erst auf aktives Nachfragen beim Hersteller bekommen.“
Die Nachhaltigkeitsstrategie am UKE Hamburg
Das UKE Hamburg verfolgt schon seit Längerem eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie. Monatliche Energieberichte weisen auf auffällige Energieverbräuche hin. Diese werden geprüft und nach Möglichkeit behoben. Der Bau eines Blockheizkraftwerkes reduziert 30% des externen Strombezuges. „Der Bau kostete uns 5 Millionen, spart uns aber jährlich 2 Millionen Kosten“, so Frank Dzukowski vom UKE Hamburg. Wo es geht, werden Photovoltaikanlagen installiert. Neue Kältemaschinen mit besserer Energieeffizienz und digitale Energiezähler wurden angeschafft, um den Energieverbrauch genau im Blick zu haben.
Das UKE recycelt nicht nur Medikamente, sondern auch Atemschläuche. Auf dem Campus existiert ein Pilotprojekt zum Recycling von Labormüll. Alle Projekte laufen in Zusammenarbeit mit Partnerunis oder pharmazeutischen Unternehmen.
Nachhaltigkeit macht nicht halt bei der Energieeinsparung, sondern setzt sich auch fort im Hinblick auf Gestaltung des UKE-Geländes in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund NABU, der Verwendung von Bio-Produkten in der Kantine und der Fahrrad-Leasing-Möglichkeit.
Auch Mitarbeitende werden an ihre Wirkkraft im Bereich Energieeinsparungen und Klimaschutz erinnert. Es geht um einfache Handgriffe wie Computer und Monitore ausschalten, Papierverbrauch vermeiden oder Fenster bei laufender Heizung schließen. „Vorgesetzte sollten dabei eine Vorbildfunktion einnehmen“, so Dzukowski.
Zusammenfassend fällt an den Kliniken auf, dass neue Mitarbeitende häufiger nach Nachhaltigkeit fragen.