RSNA 2024 – Nutzen der kontrastverstärkten Mammographie (CEM)

Die kontrastverstärkte Mammographie verdient einen festen Platz in der diagnostischen Bildgebung und im Screening – warum, erklärt Michael Morris aus Arizona.
Präsentationstag: | 02.12.2024 |
---|---|
Autor: | biho/ktg |
Sprecher: | Michael Morris, University of Arizona College of Medicine, Phoenix |
Quelle: | RSNA 2024 |
In Kürze: Vorteile und Limitationen der CEM
Vorteile
- Alternative zur MRT, wenn MRT kontraindiziert (Morris)
- Kostengünstiger als MRT (Savaridas 2023)
- Größere Verfügbarkeit als MRT (Christensen 2024)
- Präferiert von Patientinnen (Phillips 2017)
- Präferiert von Chirurg:innen, weil leichter interpretierbar als MRT-Bilder (Morris)
Limitationen
- Läsionen außerhalb des Sichtfelds (Morris)
- Überlagerte Läsionen (Morris)
- Nicht anreichernde, bösartige Läsionen erschweren Befundung (Depretto 2024)
- Brustimplantate erschweren Befundung (Morris)
- Höhere Strahlenbelastung als konventionelle Mammographie (James 2017)
Diagnostik: Präoperatives Staging
Wie sieht es aus mit der Sensitivität der CEM und der kontrastverstärkten MRT, wenn das Ausmaß der Erkrankung bestimmt werden soll? Morris, Radiologe am University of Arizona College of Medicine, Phoenix, hob zwei Studien heraus, um die Sachlage zu verdeutlichen: In beiden Studien zeigten die CEM und die MRT eine vergleichbare Sensitivität. In einer Studie mit 102 Patientinnen lieferte die CEM signifikant weniger falsch-positive Befunde als die MRT (Sumkin 2019), in der anderen mit 59 Patientinnen schnitt die MRT diesbezüglich besser ab (Taylor 2023). „Wir müssen uns bewusst werden, dass wir mit der Interpretation der CEM-Bilder noch nicht routiniert genug sind. Zum Beispiel: Eine bösartige Läsion reichert nicht immer Kontrastmittel an“, sagte Morris.
Diagnostik: Therapieansprechen
Für die Beurteilung des Therapieansprechens nach neoadjuvanter Chemotherapie nannte Morris eine Studie, in der die CEM und die MRT gleich gute Ergebnisse zeigten (Patel 2018). 65 Patientinnen waren Teil dieser Studie. Sensitivität, Spezifität, positiver und negativer prädiktiver Wert von CEM und MRT bei der Beurteilung der Restmalignität waren vergleichbar (95% vs. 95%; 66,7% vs. 68,9%; 55,9% v. 57,6%; 96,7% vs. 96,9%). „Diese Performance können wir aus unserer Praxis bestätigen“, sagte Morris.
Diagnostik: Problemlösung
CEM könnte den Workflow verändern, wenn es Unsicherheiten nach dem Mammographie-Screening zu klären gilt, denn: Die Kosten für eine zusätzliche CEM sind niedriger als die für eine zusätzliche MRT. In einer aktuellen Studie zeigte die CEM eine vergleichbare Sensitivität und Spezifität wie konventionelle Bildgebungsmethoden (Ultraschall, DBT oder digitale Mammographie), detektierte aber mehr okkulte Läsionen und war zudem effizienter für die Erstellung der finalen Diagnose (Neeter 2024).
Screening
Die CEM könnte sich auch als Screening-Instrument etablieren. Ähnlich wie die MRT zeichnet sie sich durch einen sehr hohen negativen Vorhersagewert auf und könnte dazu beitragen, unnötige Biopsien und Wiedereinbestellungen zu vermeiden, so Morris. Allerdings zeigen aktuelle Studien, dass die Wiedereinbestellungsrate und der Anteil an falsch positiven Befunden vergleichsweise hoch sind (Patel 2024, Berg 2024) – ein Problem, das auch bei der MRT maßgeblich durch das Enhancement des Hintergrundparenchyms auftritt (Eskreis-Winkler 2023). Für das Screening von Frauen mit durchschnittlichem Risiko kommt die CEM zurzeit daher nicht in Frage – der Arbeitsaufwand wäre zu hoch und viele Frauen würden unnötig verunsichert.
Für Frauen mit überdurchschnittlichem Brustkrebsrisiko, darunter auch Frauen mit dichtem Brustgewebe, sieht das American College of Radiology (ACR) die CEM aber als gute Alternative zur MRT beim Screening (Monticciolo 2023). „Bei dieser Population ist eine hohe Sensitivität enorm wichtig“, so Morris.
Die European Society of Breast Imaging (EUSOBI) empfiehlt die kontrastverstärkte Mamma-MRT für das Screening von Frauen mit dichtem Brustgewebe seit dem 8. März 2022 (EUSOBI 2022).
Die Ergebnisse zweier laufender Screening-Studien – CMIST und BRAID – werden im Jahr 2025 bzw. 2026 erwartet. Beide rekrutieren Frauen mit dichtem Brustgewebe. CMIST (Contrast Mammography Imaging Screening Trial) vergleicht die Performance von DBT und CEM, BRAID (Breast Screening; Risk Adaptive Imaging for Density) randomisiert die Teilnehmerinnen zu zusätzlicher Bildgebung mit CEM, verkürzter MRT oder 3D-Ultraschalluntersuchung.
Fazit
Die kontrastverstärkte Mammographie ist ähnlich sensitiv wie die kontrastverstärkte Mamma-MRT. Aktuelle Studien deuten zudem darauf hin, dass die CEM künftig sowohl in der Diagnostik als auch beim Screening an Bedeutung gewinnen wird.