Dr. Gunther Claus: Was bedeutet SARS-CoV-2/COVID-19 für nv VHF-Patienten?

Dr. Claus

Dr. med. Gunther Claus Chefarzt Innere Medizin Asklepios Klinikum Melsungen

Wir lernen täglich Neues über das Corona-Virus. Daher haben wir den Kardiologen Herrn Dr. Gunther Claus am 30. März gefragt, was wir aktuell zu Patienten mit nv VHF sagen können. Was bedeutet die Pandemie von SARS-CoV-2/COVID-19 für diese Patienten und Ihre behandelnden Ärzte.

Sind Patienten mit nv VHF besonders gefährdet durch den neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2/COVID-19)?

Patienten mit nv VHF sind möglicherweise gefährdeter als Patienten im Sinusrhythmus. Grundsätzlich liegt die Gefahr von Patienten mit nv VHF in jedem Infekt. Durch Infekte steigt die Körperflüssigkeit an, insbesondere, wenn zusätzlich nicht-steroidale Antiphlogistika wie Ibuprofen oder Diclofenac eingenommen werden.

Das begünstigt bei VHF-Patienten das Auftreten von Herzinsuffizienz Beschwerden, weil durch das VHF die Herzleistung durchschnittlich 25 % weniger ist, als bei Menschen im Sinusrhythmus. Patienten mit Vorerkrankungen haben ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf. Patienten mit nv VHF haben zusätzlich zu ihrem kardiovaskulären Risiko durch das nv VHF auch wesentlich häufiger Begleiterkrankungen wie arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus oder eine chronische Niereninsuffizienz. Dadurch steigt ihr Risiko für einen schweren Verlauf.

 

Sollte ich bei Patienten mit nv VHF und Grippe-ähnlichen Symptomen anders vorgehen als bei anderen SARS-CoV-2/COVID-19-Verdachtsfällen?

Nein. Patienten mit nv VHF sollten genauso behandelt werden wie Patienten im Sinusrhythmus. Allerdings sollte immer an das Auftreten einer Herzinsuffizienz gedacht werden, weil es hierunter eben auch zu Husten kommen kann.

 

Sind nv VHF Patienten mit Komorbiditäten (Diabetes mellitus, Nierenfunktionseinschränkung) besonders gefährdet?

Je kränker ein Mensch ist, desto größer ist die Gefahr, dass es durch eine Infektion, so auch mit SARS-CoV-2, zu Komplikationen wie einer Hyperglykämie kommt. Die Gefahr liegt weniger an der Infektion, sondern an den Komplikationen, die dadurch ausgelöst werden und diese Patienten im Besonderen gefährden. Eine besondere Komorbidität ist die KHK. Diese Patienten haben mit Infekten eine höhere Inzidenz ein akutes Koronarsyndrom zu erleiden. Es gibt Hinweise darauf, dass kardiovaskuläre Erkrankungen sowie eine Hypertonie eine schlechtere Prognose bei COVID-19-Patienten begünstigen.

 

Sollte ich als Arzt besondere Schutzmaßnahmen zu Gunsten des Patienten ergreifen? Ist das Tragen eines Mund-Nasenschutzes bei Patienten mit nv VHF zum Schutz vor akuten Atemwegsinfektionen sinnvoll?

Ja und nein. Die typischen Mundschutzmasken schützen nur vor bakteriellen Infekten. Sie werden aber nach maximal vier Stunden durch die Feuchtigkeit der Atmung undicht und damit unbrauchbar. Vor viralen Infekten schützen nur spezielle Masken (FFP-2, FFP-3 Masken). Am wichtigsten ist die eigene Körperhygiene und da reicht in vielen Fällen auch nur Wasser und Seife. Darüber hinaus sollten die persönlichen Sozialkontakte auf das Nötigste beschränkt bleiben.

 

Wie können sich diese Patienten vor einer Ansteckung schützen? Sollten diese Patienten durch bestimmte Maßnahmen in der Praxis geschützt werden?

Geschützt werden alle Menschen, wenn mögliche Betroffene sich an spezielle Untersuchungsstellen wenden. Der Ort kann bundesweit unter 116117 oder dem örtlichen Gesundheitsamt erfragt werden.

 

Erhöht die Infektion mit dem neuartigen Coronavirus das Auftreten von nv VHF?

Ja. Das können wir heute mit Bestimmtheit sagen. Infekte erhöhen die Gefahr für das Auftreten von nv VHF. Diese Menschen sind nach Kardioversion für das Auftreten von nv VHF-Rezidiven gefährdeter als andere.


 

Weitere hilfreiche Links zu SARS-CoV-2/COVID-19

>> Kassenärztliche Bundesvereinigung
>> Robert Koch Institut

Weitere Informationen finden Sie bei den örtlichen Gesundheitsbehörden.