Amyloidose von A– Z
Dieses Lexikon erklärt Ihnen wichtige Begriffe rund um das Thema Amyloidose – insbesondere die kardiale Transthyretin-Amyloidose (ATTR-CM). Es soll Ihnen helfen, ATTR-CM besser zu verstehen, ersetzt aber nicht die Expertise von medizinischem Fachpersonal.
Wenn Sie Fragen rund um Ihre Erkrankung oder Behandlung haben, wenden Sie sich bitte immer an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.
Bei einer Amyloidose verändern sich Form und Struktur von Eiweißen (Proteinen) so, dass sie unlösliche Fäden bilden, die man Amyloid-Fibrillen nennt. Amyloid-Fibrillen bilden in verschiedenen Organen Ablagerungen, die man Amyloide nennt und die die normale Organfunktion stören können. Je nachdem, welche Organe betroffen sind, können unterschiedliche Beschwerden und Erkrankungen entstehen.
Amyloidose ist der medizinische Oberbegriff für krankhafte Vorgänge, bei denen sich bestimmte Proteine im Körper falsch verhalten.
Normalerweise haben Proteine eine bestimmte Form, mit der sie ihre Arbeit im Körper verrichten können. Bei einer Amyloidose
verändern sich Form und Struktur der Proteine so, dass sie unlösliche Fäden bilden, die man Amyloid-Fibrillen nennt. Amyloid-Fibrillen
bilden in verschiedenen Organen Ablagerungen, die man Amyloide nennt und die die normale Organfunktion stören können. Je nachdem, welche Organe betroffen sind, können unterschiedliche Beschwerden und Erkrankungen entstehen.
Lagern sich Amyloide im ganzen Körper ab und sind mehrere Organe betroffen, spricht man von einer systemischen Amyloidose. Bei einer lokalen Amyloidose ist nur ein bestimmtes Organ oder Gewebe betroffen. Ist vor allem das Herz betroffen, spricht man von einer kardialen Amyloidose.
Die Leichtketten-Amyloidose (AL-Amyloidose) ist die häufigste der systemischen Amyloidosen. Sie entsteht, wenn bestimmte Zellen
im Knochenmark – die sogenannten Plasmazellen – zu viele fehlerhafte Proteine produzieren. Diese Proteine sind eigentlich Bestandteile des Immunsystems (sogenannte Antikörper), werden aber bei der AL-Amyloidose fehlerhaft hergestellt. Ähnlich wie bei anderen
Amyloidosen lagern sich diese fehlerhaften Proteine dann in verschiedenen Organen ab und stören die normale Funktion der betroffenen Organe.
Lagern sich bei einer TTR-Amyloidose die Amyloide vor allem im Herzmuskel ab, spricht man von einer kardialen Transthyretin-
Amyloidose, kurz: ATTR-CM. Die Amyloide können das Herz schwächen und seine Pumpleistung mindern. ATTR-CM ist eine
ernste Erkrankung und schreitet ohne Behandlung stetig voran.
Lagern sich bei einer TTR-Amyloidose die Amyloide vor allem im Nervensystem ab, spricht man von einer TTR-Amyloidose mit
Polyneuropathie, kurz: ATTR-PN. Dabei kann es zu Schmerzen und gestörtem Empfinden an verschiedenen Stellen im Körper kommen. Amyloide können zudem die Funktion von Organen stören und die Beweglichkeit einschränken.
Kommt es aufgrund einer genetischen Mutation zu einer TTR-Amyloidose, spricht man von einer erblichen Transthyretin-Amyloidose (auch hereditäre, familiäre oder ATTRv-Amyloidose genannt). Sie kann in Familien weitergegeben werden. Obwohl die Mutation von Geburt an besteht, zeigen sich die ersten Beschwerden meist erst im Erwachsenenalter.
Die Wildtyp-TTR-Amyloidose (ATTRwt-Amyloidose) ist eine altersbedingte Form der TTR-Amyloidose. Anders als bei der erblichen
Form (ATTRv-Amyloidose) liegt hier kein Gendefekt vor. Stattdessen beginnt das normale Transport-Protein Transthyretin (TTR)
im höheren Alter damit, sich falsch zu falten und Amyloid-Fibrillen zu bilden. Bei der Wildtyp-TTR-Amyloidose lagern sich die Amyloid-Fibrillen vor allem im Herzmuskel ab und können zu einer Herzschwäche führen. Die ersten Beschwerden treten meist erst nach
dem 70. Lebensjahr auf.
Eine Biopsie ist ein medizinisches Untersuchungsverfahren, bei dem eine kleine Gewebeprobe aus dem Körper entnommen und im
Labor unter dem Mikroskop untersucht wird. Bei Verdacht auf eine Transthyretin-Amyloidose wird sie durchgeführt, um das Vorhandensein von Amyloid-Ablagerungen im Gewebe zu bestätigen.
„CM“ ist eine englische Abkürzung und steht für „Cardiomyopathy“, was auf deutsch „Kardiomyopathie“ heißt.
Das Echokardiogramm ist eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) des Herzens. Mit dieser schmerzfreien Untersuchung können Ärztinnen und Ärzte die Struktur und Funktion des Herzens auf einem Bildschirm betrachten – zum Beispiel wie dick die Herzwände sind
und wie gut das Herz pumpt.
Das Elektrokardiogramm ist eine Untersuchung, die die elektrische Aktivität des Herzens aufzeichnet. Dabei werden Elektroden mittels
leitfähiger Pads auf die Haut geklebt, die die Herzströme aus verschiedenen Richtungen messen. So können Ärzte beurteilen, ob das Herz richtig arbeitet.
Eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) liegt vor, wenn das Herz nicht mehr in der Lage ist, genügend Blut durch den Körper zu pumpen,
um die Bedürfnisse des Körpers zu erfüllen. Symptome können Atemnot, Müdigkeit und Schwellungen in den Beinen sein.
Kardiomyopathie ist der medizinische Begriff für Erkrankungen des Herzmuskels, bei denen der Herzmuskel dicker, größer oder
steifer ist als normal. Dadurch ist es für das Herz schwieriger, das Blut durch den Körper zu pumpen. Die ATTR-CM ist eine besondere
Form der Kardiomyopathie, die durch TTR-Amyloidose entsteht.
Das Karpaltunnelsyndrom ist eine Erkrankung, bei der ein Nerv im Handgelenk eingeklemmt wird. Dies führt zu Schmerzen, Taubheitsgefühlen und Kribbeln in der Hand. Bei ATTR-CM kann ein Karpaltunnelsyndrom eines der ersten Anzeichen der Erkrankung sein.
Eine Lebertransplantation ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem die erkrankte Leber durch eine gesunde Spenderleber ersetzt
wird. Bei bestimmten Formen der TTR-Amyloidose kann dies eine Behandlungsmöglichkeit sein, da eine gesunde Leber intaktes
Transthyretin (TTR) produzieren kann. Diese Operation kommt aber nur für wenige Patientinnen und Patienten in einem frühen
Krankheitsstadium in Frage.
Die MRT des Herzens ist eine schmerzlose, bildgebende Untersuchung, bei der mithilfe starker Magnetfelder und Radiowellen
detaillierte Bilder des Herzens entstehen. Diese können für eine Diagnose der ATTR-CM hilfreich sein.
Monomere sind einzelne Teilchen, die mit anderen gleichen Teilchen größere Strukturen bilden. Ein Beispiel für so eine Struktur
ist das Protein Transthyretin (TTR). Es besteht aus einer stabilen Verbindung vier einzelner Monomere. Wenn solche Strukturen
auseinanderfallen, entstehen einzelne Monomere. Diese können sich falsch zusammenfalten und zu Fäden – den Amyloid-Fibrillen –
zusammenlegen. Diese Fäden wiederum bilden schädliche Ablagerungen, die man Amyloide nennt.
Eine (Gen-)Mutation ist eine dauerhafte Veränderung im Erbgut. Hat die Mutation einen genetischen (erblichen) Ursprung, kann sie
von Eltern an deren Kinder weitergegeben werden. Bei der erblichen Form der TTR-Amyloidose (der sogenannten ATTRv-Amyloidose)
führt eine solche Mutation dazu, dass der Körper das Protein TTR fehlerhaft produziert.
Als Neuropathie bezeichnet man eine Schädigung der Nerven, die zu Symptomen wie Schmerzen, Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Schwäche führen kann. Bei der TTR-Amyloidose können Empfindungsstörungen auftreten, wenn Amyloide die Nervenfunktion beeinträchtigen.
Polyneuropathie (PN) ist eine Erkrankung der Nerven, die mehrere Nerven bzw. Extremitäten und symmetrisch beide Körperseiten
betrifft. Sie kann sowohl die Nerven in Armen und Beinen als auch die Nerven der inneren Organe schädigen. Dies kann zu Gefühlsstörungen, Schmerzen oder Bewegungsproblemen führen.
Proteine (Eiweiße) sind Bausteine des Körpers. Sie übernehmen viele wichtige Aufgaben. So sind Proteine etwa an der Bildung von Muskeln, Knochen und Haut beteiligt, helfen bei der Abwehr von Krankheiten und transportieren Nährstoffe im Blut. Transthyretin (TTR) zum Beispiel ist ein wichtiges Transport-Protein.
Die Szintigraphie ist eine bildgebende Untersuchung. Dabei werden schwach radioaktive Substanzen in den Körper gegeben, welche sich in verschiedenen Organen und Geweben vorübergehend einlagern. Die von den Substanzen abgegebene Strahlung wird gemessen und liefert Hinweise auf die Stoffwechselaktivität und Durchblutung. Bei ATTR-CM kann diese Untersuchung die Diagnose ohne Gewebeentnahme ermöglichen. Die Strahlenbelastung ist dabei sehr gering.
Tetramere sind Teilchen, die aus vier verbundenen einzelnen Teilchen bestehen, den Monomeren. Transthyretin (TTR) etwa ist ein
Tetramer, das hauptsächlich in der Leber produziert wird.
Transthyretin (kurz TTR) ist ein Protein, das größtenteils von der Leber hergestellt wird. Seine Aufgabe ist es, bestimmte Hormone
und Vitamine durch den Körper zu transportieren. Normalerweise liegt dieses Protein in einer stabilen Form vor, die als Tetramer
bezeichnet wird. Das bedeutet, dass es aus 4 Monomeren besteht. Bei Patienten mit TTR-Amyloidose sind diese Tetramere jedoch instabil und zerfallen in die 4 Monomere. Diese können sich dann falsch zusammenfalten und zu Fäden, den Amyloid-Fibrillen, zusammenlegen.
Die Transthyretin-Amyloidose (kurz: TTR-Amyloidose) gehört zu den systemischen Amyloidosen. Dabei zerfällt das das überwiegend
in der Leber produzierte, wichtige Protein Transthyretin (TTR), wodurch sich Amyloide an unterschiedlichen Stellen im Körper und
in verschiedenen Organen ablagern können.
TTR-Silencer sind Medikamente, die dafür sorgen, dass weniger TTR-Protein gebildet wird. Dadurch können weniger TTR-Tetramere
zerfallen und folglich auch weniger schädliche Ablagerungen im Körper entstehen.
TTR-Stabilisatoren erhalten einen Großteil des wichtigen TTR-Proteins in seiner ursprünglichen Form. Es entstehen weniger schädliche
Ablagerungen im Körper und am Herzen. Zudem steht das TTR-Protein weiter für seine natürlichen Aufgaben zur Verfügung.
