RSNA 2025 – Mammadiagnostik: DCIS-Klassifikation mit ultraschneller MRT

Präsentationstag: | 30.11.2025 |
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Autor: | mh/ktg |
Sprecher: | Carla Sitges, Hospital Clínic Barcelona |
Quelle: | RSNA 2025, S2-SSBR01-2 |
Hintergrund – Nicht alle DCIS progredieren
Von den neu diagnostizierten Brustneoplasien sind 15-25% DCIS – duktale Karzinome in situ. Etwa 65% der DCIS progredieren nicht.
Carla Sitges, Barcelona, et al. untersuchten das Potenzial der ultraschnellen MRT (UF-MRT), um die pathologische Gradklassifizierung von DCIS und ein intraoperatives Upstaging vorherzusagen.
Ein potenzieller Nutzen wäre die Unterscheidung zwischen
- Läsionen mit einem erhöhten Risiko, sich zu invasivem Brustkrebs (IBC) zu entwickeln, und
- indolenten Läsionen, für die ein Überwachen genügen und keine Standardbehandlung erforderlich wäre.
Ultraschnelle MRT – Zentrale Parameter
Die UF-MRT akquiriert unmittelbar nach Kontrastmittelgabe Daten im 4-Sekunden-Takt – 15 Aufnahmen in einer Minute. Damit liefert sie mehr Informationen zur Kontrastmittel-Kinetik.
Analysierte Parameter der UF-MRT in dieser Studie:
- TTE= Zeit bis zur Kontrastmittelanreicherung der Läsion im Verhältnis zur TTE in der Aorta descendens
- MS= Maximale Steigung (maximum slope) der Kontrastmittel-Anreicherungskurve
Methoden der retrospektiven Analyse
Daten von 160 Patientinnen des Hospital Clínic Barcelona
- mit DCIS-Diagnose
- mit UF-MRT
- mit im pathologischen Befund verzeichneten DCIS-Grad
(1=niedrig, 2=mittelgradig, 3=hoch)
Analyse der Zusammenhänge zwischen TTE, MS und DCIS-Grad.
Wesentliche Ergebnisse
Läsionen mit höherem DCIS-Grad waren signifikant mit einer kürzeren TTE assoziiert. „Je aggressiver die Läsion, desto kürzer die Zeit bis zur Anreicherung“, so Sitges.
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Invasiver Brustkrebs |
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„Wir gehen davon aus, dass die Vaskularisierung einen Einfluss darauf hat, wie schnell das Kontrastmittel in die Läsion einströmt“, so Sitges.
Zwischen maximaler Steigung und DCIS-Grad ließ sich kein signifikanter Zusammenhang erkennen:
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Invasiver Brustkrebs |
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„Beim DCIS ist die Basalmembran intakt – das dürfte der Grund dafür sein, dass sich kein Zusammenhang mit der maximalen Steigung erkennen ließ“, so Sitges.
Während der Operation wurden 39/160 Läsionen (24%) in einen höheren Grad eingestuft. Als Vorhersagetool für ein intraoperatives Upstaging übertraf die TTE (77%) die Biopsie mit pathologischem Grading (44%) deutlich.
„Eine mögliche Erklärung dafür könnte sein, dass die MRT die gesamte Läsion erfasst, die Biopsie dagegen nur eine kleine Probe“, so Sitges.
Insgesamt gab es 20 okkulte Läsionen, die weder in der konventionellen dynamisch-kontrastverstärkten MRT noch in der UF-MRT gesehen wurden. Bei fast allen handelte es sich um niedriggradige (n=9) oder mittelgradige (n=8) DCIS.
Von den drei okkulten DCIS mit Grad 3 wurde eines von einem großen Hämatom überlagert und eines war mit einer Größe von 1 mm so klein, dass es bereits in der Biopsie vollständig entfernt worden war.
Von den invasiven Karzinomen wurde keines übersehen.
Fazit und klinische Relevanz
- Ein höherer DCIS-Grad geht mit einer signifikant kürzeren TTE in der ultraschnellen MRT einher.
- TTE kann als bildgebender Biomarker und Prognosefaktor für DCIS dienen.
- Die klinische Versorgung könnte davon profitieren, „dass wir ein Risikomodell schaffen, das sowohl die Pathologie als auch TTE der ultraschnellen MRT integriert“, so Sitges.
- Ein solches Risikomodell könnte die DCIS-Stratifizierung verbessern und in bestimmten Fällen eine Deeskalation der Behandlung unterstützen.
