RöKo 2023 – Brustkrebs-Screening bei Risikogruppen

Eine kontrastverstärkte MRT als zusätzliches Screening-Instrument sollte vor allem Frauen mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko angeboten werden. Die aktualisierten ACR-Empfehlungen dazu sind vor kurzem veröffentlich worden.
Präsentationstag: | 18.05.2023 |
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Autor: | biho/ktg |
Sprecher: | Ritse Mann, Radboud University Medical Centre, Niederlande |
Quelle: | RöKo 2023 |
Das Mammographie-Screening senkt die Brustkrebs-Mortalität nachweislich. Der Modalität mangelt es jedoch an Sensitivität. Dabei ist die Diagnose in einem frühen Tumorstadium nach wie vor entscheidend für das Gesamtüberleben (Saadatmand et al. 2015). Ritse Mann, Radboud University Medical Centre Nijmegen, Niederlande, referierte über die kontrastverstärkte MRT als zusätzliches Screening-Instrument bei Frauen mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko.
Kontrastverstärkte MRT
Mann fasste die Vorteile der Mamma-MRT gegenüber der Mammographie kurz zusammen:
- Höhere Krebsdetektionsrate
- Kleinere Tumoren (Tumoren werden früher entdeckt)
- Niedrigeres Tumorstadium
- Häufig ohne Lymphknotenbefall
„Für Frauen mit hohem Brustkrebsrisiko sind diese Punkte besonders wichtig“, sagte Mann.
Genetisch oder familiär bedingtes Brustkrebsrisiko
Für Frauen mit verschiedenen Kategorien eines erhöhten Brustkrebsrisikos, beispielsweise aufgrund von BRCA1- oder BCRA2-Mutationen oder familiärer Vorbelastung, erwies sich das zusätzliche Screening mit der MRT als hocheffektiv (Vreemann et al. 2018a). Eine genauere Analyse zeigte: Für Hochrisiko-Frauen jeden Alters wäre eine primäre Mamma-MRT die bessere Wahl; eine zusätzliche Mammographie bietet nur selten einen Mehrwert für die Krebserkennung (Vreemann et al. 2018b). Bei Frauen mit einem hohen Krebsrisiko aufgrund der seltenen Multisystemerkrankung PTEN-Hamartom-Tumorsyndrom (PHTS) lieferte die MRT sogar eine Sensitivität von 100% im Vergleich zur Mammographie mit nur 50% (Hoxhaj et al. 2022). „Die MRT könnte bei Frauen mit einem derartig hohen Brustkrebsrisiko als alleiniges Screening-Instrument genutzt werden“, so Mann.
Risiko dichtes Brustgewebe
Mit erhöhter Brustgewebsdichte steigt das Risiko für eine Brustkrebserkrankung. Und: Je dichter das Brustgewebe, desto unwahrscheinlicher, dass die Mammographie einen Tumor frühzeitig detektiert. (Wanders et al. 2017). In Folge sehen Daniëlle van der Waal et al. einen Zusammenhang zwischen Frauen mit dichtem Brustgewebe und einer geringeren Senkung der Brustkrebssterblichkeit, wenn das Screening nur mit Mammographie erfolgt (van der Waal et al. 2017).
Die DENSE-Studie von Marije F. Bakker et al. führte 2022 zur Änderung der EUSOBI-Screening-Empfehlungen, die nun eine ergänzende kontrastverstärkte MRT für Frauen mit extrem dichtem Brustgewebe empfiehlt. In der DENSE-Studie reduzierte die kontrastverstärkte MRT als zusätzliche Screening-Methode zur Mammographie die Zahl der Intervallkarzinome signifikant von 5,0 auf 0,8 pro 1.000 (s. Grafik) (Bakker et al. 2019). Intervallkarzinome sind Krebserkrankungen, die zwischen den Routine-Screening-Untersuchungen diagnostiziert werden. In der zweiten Screening-Runde der DENSE-Studie nach zwei Jahren waren alle entdeckten Karzinome in einem frühen Stadium und nodal-negativ (Veenhuizen et al. 2021). Die Krebsdetektionsrate war von 16,5 auf 5,8/1.000 gesunken, und die Falsch-Positiv-Rate von 79,8 auf 26,3/1.000.

„Mit der MRT werden also mehr Karzinome früher entdeckt“, sagte Mann. „Die geringere Falsch-Positiv-Rate in der zweiten Runde spricht auch für einen Lerneffekt bei der Befundung.“ Eine ähnliche, wenn auch nicht so flache Lernkurve, konnte Mann bei der Einführung des automatisierten 3D-Brust-Ultraschall (ABUS) an seinem Institut beobachten: Die Recall-Rate sank von fast 24% im Jahr 2014 auf knapp 4% in 2022 (unveröffentlichte Daten).
Aktualisierten ACR-Empfehlungen
Die aktualisierten Empfehlungen des American College of Radiology für Frauen mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko sind vor kurzem veröffentlich worden (Monticciolo et al. 2023):
- Frauen mit dichtem Brustgewebe die ein zusätzliches Screening wünschen, sollten eine MRT durchlaufen.
- Frauen mit Atypien oder LCIS (atypische lobuläre Hyperplasie oder lobuläres Karzinom in situ) sollte eine zusätzliche Überwachung per MRT in Betracht gezogen werden.
- Frauen mit dichtem Brustgewebe, die vor dem 50. Lebensjahr mit Brustkrebs diagnostiziert wurden oder eine persönliche Brustkrebshistorie haben, sollten sich einer jährlichen MRT unterziehen.