Kardiale MRT: Aktuelle Fortschritte künstlicher Intelligenz

Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) dürften zunehmend alle Arbeitsbereiche der kardialen MRT durchdringen. Sie beschleunigen Scan, Bildrekonstruktion und Datenauswertung.
Datum: | 31.01.2024 |
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Journal: | Radiology 2024;310(1):e231269 |
Titel: | Present and Future Innovations in AI and Cardiac MRI |
Autor: | Morales MA, Manning WJ, Nezafat R |
„Selbststeuernde“ Scanner
Selbststeuernde Scanner werden nach und nach verfügbar – bei ihnen bestimmt die KI automatisch die Parameter für die kardiale Bildgebung.
So kann ein Deep-Learning-Framework (Blansit 2019) im Prinzip das gesamte Scanverfahren mit automatischer Schnittvorgabe und Optimierung der Parameter automatisieren. Die Rolle der Medizinischen Technolog:innen für Radiologie (MTR) würde sich damit hin zur Qualitätskontrolle verschieben.
KI-gestütztes Scannen könnte den Durchsatz erhöhen und zu kürzeren Scanzeiten, höherer Konsistenz und besserer Bildqualität führen (Kwong 2023).
Die Ansätze für solche „selbststeuernden“ Scanner müssen aber klinisch noch robuster werden.
Bildrekonstruktion
Undersampling, also eine zu geringe Abtastrate während der Bildrekonstruktion, verringert das Signal-Rausch-Verhältnis (SNR) und führt zu "Aliasing-Artefakten" (Streifenartefakte). Mit KI lassen sich solche Artefakte entfernen.
Der Großteil der KI-Ansätze für die schnellere kardiale MRT konzentriert sich auf die CINE-Bildgebung mit oder ohne Berücksichtigung des k-Raums (Shen 2021; Morales 2022). Wenn ausschließlich undersampelte Daten verfügbar waren, wurden als Referenzstandard mit Compressed Sensing rekonstruierte Bilder verwendet (El-Rewaidy 2021). Damit lässt sich die Rekonstruktionszeit zwar verkürzen, allerdings bleibt die Datenqualität beschränkt auf das Niveau der aktuell verfügbaren Algorithmen.
Die mit KI beschleunigte Koronar-MRT zeigt ein gutes diagnostisches Potenzial (Wu 2023). Auch eine KI-beschleunigte zwei- oder vierdimensionale Phasenkontrast-MRT ist verfügbar (Oscanoa 2023).
Trotz des Bedarfs, die Akquisition von myokardialer Perfusion und Late Gadolinium Enhancement (LGE) zu beschleunigen, gibt es dazu nur wenige Studien (Wang 2022, El-Rewaidy 2020, Le 2021).
Verbesserte Auflösung
Modelle zur Verbesserung der Auflösung können die Scanzeit verschiedener Sequenzen verkürzen, etwa für CINE-Bildgebung (Yoon 2023), koronare Bildgebung (Küstner 2021) und kardiale Diffusion (Teh 2020).
Diese Techniken sind für verschiedene Sequenzen einsetzbar. So kann etwa die von Yoon 2023 vorgeschlagene Technik, die mit CINE-Daten trainiert wurde, auch zur Rekonstruktion von Echtzeit-Bildern oder zur Verkürzung der LGE-Bildgebung verwendet werden. Es gibt allerdings Bedenken, dass solche Modelle „halluzinieren“ und realistisch aussehende Bilder erzeugen könnten, die nicht der Realität entsprechen. Daher ist vor dem klinischen Einsatz solcher Modelle eine gründliche Evaluierung erforderlich.
Rauschreduzierung / Denoising
Die Rauschreduzierung von MRT-Bildern kann das SNR verbessern. Zum Beispiel, wenn die Aufnahmen mit einem schwachen Magnetfeld oder mit Low-SNR-Sequenzen (LGE) gemacht wurden. Herkömmliche Denoising-Methoden können aber auch zu Bildunschärfen führen. In den letzten Jahren gab es erhebliche Verbesserungen bei der natürlichen Rauschunterdrückung durch KI (Tian 2020), die auch für die MRT genutzt werden könnten.
Um auch den klinischen Nutzen der KI-basierten Rauschreduktion bei kardialen MRT-Scans zu demonstrieren, braucht es aber noch weitere Evaluierungen.
Quantitative Charakterisierung des Myokards
Um bei Sequenzen zur Myokard-Charakterisierung (z. B. T1-Mapping) die Gewebeparameter zu erfassen, werden Bilder mit unterschiedlicher Gewichtung über mehrere Herzzyklen hinweg aufgenommen. KI-basierte Modelle können hier die Scanzeit verkürzen, indem sie quantitative Werte aus einer geringeren Anzahl von Bildern errechnen (Guo 2022, Le 2022).
Auswertung der Bilder
Das Segmentieren ist noch immer eine der zeitaufwändigsten und am wenigsten beliebten Aufgaben in der kardialen MRT. Die Forschung in diesem Bereich hat daher stetig zugenommen (Litjens 2019).
Insgesamt ist die KI-basierte Segmentierung zwar schon relativ erfolgreich, aber es sind noch häufig manuelle Anpassungen und Qualitätskontrollen nötig, um die Leistung der KI-Modelle zu verbessern (Alabed 2022).
Fast alle Hersteller bieten inzwischen KI-basierte Lösungen an, um auf Grundlage von CINE-Bildern funktionelle und volumetrische Parameter zu errechnen. Ein vollautomatisches KI-Modell (Davies 2022) übertraf bei der Beurteilung der linksventrikulären Struktur und Funktion menschliche Befunder:innen hinsichtlich Geschwindigkeit und Genauigkeit.
Die LGE-Bildgebung ist ein zentraler Bestandteil der meisten klinischen kardialen MRT-Protokolle. Die Quantifizierung von LGE-Narben gilt jedoch weiterhin als schwierig – ihre Beurteilung bleibt meist subjektiv und beschränkt sich auf das reine Vorhandensein und die Lokalisierung. Die Ansätze für die automatische LGE-Quantifizierung sind vielversprechend; allerdings sind die entsprechenden Modelle derzeit noch nicht auf dem Markt (Fahmi 2021).
mh/ktg
31.01.2024